Deutschland befindet sich in einer tiefen Wirtschaftskrise, geprägt von sinkender Exportleistung und schwacher Binnennachfrage, was insgesamt zu geringen Investitionen führt. Vor diesem Hintergrund nutzen politische Führer wie der Finanzminister Christian Lindner (FDP) den vom Handelsblatt organisierten Bankengipfel, um von den Unternehmen mehr Risikobereitschaft und von den Arbeitnehmern eine erhöhte Leistungsbereitschaft zu fordern. Lindner spielte die Schwere der Lage herunter, indem er erklärte, die Wirtschaft trete lediglich auf der Stelle, obwohl tatsächlich Anzeichen einer industriellen Erosion erkennbar sind, die auf eine drastischere wirtschaftliche Krise hindeuten können.
Im Kontrast zu Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) räumt Lindner immerhin ein, dass die von der Bunderegierung als “Wachstumsinitiative” bezeichneten Maßnahmen nicht ausreichen, um echtes Wachstum zu generieren.
Lindner sieht in der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage hauptsächlich die Verantwortung bei den Unternehmen und Arbeitnehmern. Er kritisiert, dass sich Unternehmen zu stark auf staatliche Hilfe und Subventionen verlassen. Seiner Meinung nach fehlt es an einem Pioniergeist, und diese Vorsicht gefährde eine mögliche “Wachstumswende”. Ähnlich wie schon Christian Sewing, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, forderte auch Lindner von den Arbeitnehmern, über ihre Pflichten hinaus zu agieren: “Wir werden alle mehr tun müssen als unsere Pflicht”, betonte der Minister. Um dies zu fördern, schlägt Lindner Steuervergünstigungen vor, die zu Mehrarbeit anregen sollen.
Jedoch verkennt sowohl Lindner als auch Sewing, dass allein die Leistungsbereitschaft der Bevölkerung und die Risikofreudigkeit der Unternehmen kaum Einfluss auf das Wirtschaftswachstum haben können, wenn nicht auch die Nachfrage stimmt. Unternehmen tätigen Investitionen in der Regel nur dann, wenn sie eine Nachfrageerhöhung antizipieren können. In Deutschland jedoch ist die ökonomische Situation derart angespannt, dass kein Ende der Stagnation abzusehen ist.
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