Die Digitalisierung des deutschen Schienennetzes steht erneut unter kritischer Beobachtung. Nach Recherchen des SWR scheint die Deutsche Bahn Pläne zur umfassenden Digitalisierung auf Eis zu legen und stattdessen auf veraltete Technologien zurückzugreifen. Zukünftig sollen erneut elektronische statt digitaler Gleissteueranlagen in den Stellwerken verwendet werden. Dabei plant die Bahn, defekte Anlagen durch Technologien aus den 90er Jahren zu ersetzen und somit den digitalen Aufbau zu stoppen.
Die Situation wirft Fragen auf, zumal der Wechsel zum digitalen European Train Control System (ETCS), der in EU-Recht verankert ist, eine verbesserte Leistung und EU-weite Harmonisierung der Schienennetze verspricht.
Kritiker bemängeln, dass ohne das digitale Steuerungssystem vorhandene Schwierigkeiten ungelöst bleiben. Besonders problematisch erscheint die Entscheidung im Kontext des Großprojekts Stuttgart 21, da die gesamte Umgestaltung des Stuttgarter Hauptbahnhofs auf dem Einsatz von ETCS basiert und der Bahnhof als Vorzeigeprojekt für die Digitalisierung des Schienennetzes gedacht war.
Obwohl die Deutsche Bahn die Berichterstattung bestreitet und betont, an der Digitalisierungsstrategie festhalten zu wollen, berichtet der SWR unter Berufung auf Insiderquellen, dass die Kosten und der Personalbedarf für den digitalen Ausbau als zu hoch angesehen werden. Stattdessen soll mehr Budget in die Sanierung des maroden Schienennetzes fließen. Doch diese Strategie, die auf eine Sanierung ohne gleichzeitige Modernisierung und Digitalisierung setzt, wird als fragwürdig angesehen.
“Das war es mit der Digitalisierung der Bahn in Deutschland”,
äußerte ein hochrangiger Vertreter der Deutschen Bahn.
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