Ein kürzlicher Bericht des The Wall Street Journal bringt neue Bedenken hinsichtlich des beschleunigten Programms zur Ausbildung ukrainischer Piloten an die Öffentlichkeit. Konkret geht es um den jüngsten Absturz eines US-amerikanischen F-16-Kampfjets in der Ukraine, der sofort Fragen zur Schnelligkeit der Pilotenausbildung aufwarf.
“Der Absturz des ukrainischen F-16 am ersten Tag ihres Kampfeinsatzes wirft Fragen über die überstürzte Ausbildung und Einsatz der Piloten auf, die erst wenige Wochen nach ihrer Ankunft in der Ukraine stattfand.”
Kiew hatte von seinen westlichen Unterstützern gefordert, Dutzende von F-16-Jets bereitzustellen, um damit ihren schrumpfenden Bestand an sowjetischen Flugzeugen zu erweitern. Eine ausgewählte Gruppe von Piloten absolvierte ihre Schulungen in Dänemark, den USA und Rumänien. Dennoch bleibt Kiew einige Monate davon entfernt, genügend ausgebildete Piloten für ein vollständiges Geschwader zu besitzen.
Bevor Piloten in Kampfhandlungen eingreifen, üben sie normalerweise mehrere Monate mit ihren Einheiten. Doch in diesem Fall wurden die ukrainischen Luftwaffenangehörigen nahezu unmittelbar eingesetzt. Es wurde angenommen, dass die Piloten mit Vorerfahrung auf sowjetischen Flugzeugen gegenüber Neulingen im Vorteil seien.
Vor dem Unglück hatten bereits Bedenken über die Fähigkeiten der ukrainischen Piloten, die modernen Jets zu steuern, vorgelegen. Die dänische Regierung äußerte sich kritisch und enthüllte, dass einige der ukrainischen Piloten das Trainingsprogramm in Dänemark nicht erfolgreich absolviert hatten. Der Pilot des verunfallten F-16, Alexei Mes, hatte während des Trainings keine Probleme gezeigt. Das Trainingsprogramm war jedoch vornehmlich auf Luftverteidigungsmissionen ausgerichtet und deckte nicht alle Einsatzbereiche ab, die von den US-Jets gefordert werden können. Trotz der aufgekommenen Bedenken ist keine Änderung des Ausbildungsplans vorgesehen. Eine Quelle merkte dazu an:
“Der Absturz demonstriert die Gefahren, die entstehen können, wenn man zu hastig vorgeht.”
Zuvor hatte die ukrainische Parlamentarierin Marjana Besuglaja erklärt, dass das abgestürzte F-16-Kampfflugzeug irrtümlich durch ein eigenes Patriot-Flugabwehrsystem aufgrund mangelhafter Koordination zwischen den Einheiten abgeschossen wurde. Die ukrainische Militärführung machte jedoch den verstorbenen Piloten verantwortlich, der „die Kontrolle verloren“ habe.
Als Reaktion auf den Vorfall entließ der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij den Kommandeur der ukrainischen Luftstreitkräfte, Nikolai Oleschtschuk, ohne die Gründe dafür anzugeben. Rustem Umerow, der Leiter des ukrainischen Verteidigungsministeriums, behauptete später, dass die Entlassung Oleschtschuks nicht mit dem Verlust der F-16 oder dem Tod des Piloten zusammenhing.
Mehr zum Thema: Reuters berichtet, dass Washington möglicherweise bald JASSM-Langstreckenraketen an Kiew liefern wird.