Im Dezember 2022 wurde der Vorstand der Deutschen Bahn AG vom Aufsichtsrat beauftragt, einen möglichen Verkauf von bis zu 100 Prozent der Anteile an DB Schenker zu prüfen und darauf vorzubereiten. Ein potenzieller Käufer, das dänische Transportunternehmen DSV (DSV.CO), steht laut Insider-Informationen nun kurz vor dem Abschluss eines Vertrages in einem hart umkämpften Bieterverfahren um die Logistikeinheit Schenker, wie am Freitag Personen, die mit dem Verkaufsprozess vertraut sind, der Nachrichtenagentur Reuters berichteten.
Die Deutsche Bahn AG, die vollständig im Besitz der Bundesrepublik Deutschland ist, vertreten durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr unter Minister Volker Wissing (SPD), hatte bereits im Vorjahr angekündigt, aktiv nach Investoren zu suchen.
Zu Beginn des Jahres gerieten arabische Investoren in den Fokus als mögliche Käufer, doch zuletzt scheint DSV mit einem möglichem Kaufpreis von 14 Milliarden Euro die besten Karten zu haben. “Die Quellen zufolge soll in den nächsten Tagen ein Vorvertrag für die Transaktion im Wert von rund 14 Milliarden Euro (15,43 Milliarden Dollar) unterzeichnet werden. Der Deal muss vom Aufsichtsrat der DB genehmigt werden, der hauptsächlich aus Regierungs-, Parlaments- und Gewerkschaftsvertretern besteht,” berichtete Reuters.
Einige Gewerkschaftsvertreter im DB-Aufsichtsrat sprachen sich bisher gegen das Angebot von DSV aus, das höher lag als das des Mitbewerbers CVC (CVC.AS). Gewerkschafter befürchten, der Deal könnte zu weiterem Arbeitsplatzabbau führen, so Informanten. Trotzdem scheint der Staat sich durchgesetzt zu haben, die genauen involvierten Ministerien sind jedoch nicht bekannt. Laut der Aussage einer Bahn-Sprecherin gegenüber dem Handelsblatt sind die Bedenken der Arbeitnehmervertreter zwar ernst zu nehmen, jedoch wird berichtet, dass “die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat des Bahn-Konzerns sich Insidern zufolge an die Seite von Verdi gestellt hat, da die Schenker-Vertreter in diesem Gremium nicht vertreten sind. Die Eigentümerseite, letztlich also der Staat mit Vertretern der Ampel-Regierung, könnte sich dort aber dennoch durchsetzen.”
Laut Bild könnten durch die Übernahme von DSV, die bereits eine eigene Logistik-Sparte besitzt, deutlich mehr Arbeitsplätze gefährdet sein als bei einem Kauf durch den Finanzinvestor CVC, bei dem ein Abbau von maximal 700 Jobs erwartet wurde. Verdi befürchtet den Verlust von bis zu 5.300 Jobs. CVC hatte in einem eigenen Werbeschreiben betont, die Marke Schenker erhalten zu wollen und schlug vor, dass der Bund oder die Bahn zunächst 24,9 Prozent an Schenker behalten könnten.
Die Deutsche Bahn verkauft mit Schenker ihre profitabelste Sparte, um Investitionen in ihr angeschlagenes Kerngeschäft im inländischen Personenverkehr zu finanzieren und ihre Schulden von über 30 Milliarden Euro zu reduzieren, fasst Reuters zusammen. Laut dem Unternehmen soll der Erlös des Verkaufs vollständig im Konzern bleiben und vor allem zur Schuldentilgung verwendet werden.
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