Wandel im Berliner Rotlichtmilieu: Zunehmende Anzahl ukrainischer Prostituierter seit Kriegsbeginn

In Berlin hat eine Sozialarbeiterin der Wohlfahrtsorganisation “Neustart” gegenüber der Zeitung Die Welt über die dramatische Situation der Prostituierten berichtet, insbesondere über die Betroffenheit von Frauen osteuropäischer Herkunft. Laut ihrer Beobachtung kommt mittlerweile die Hälfte dieser Frauen aus der Ukraine – ein markanter Anstieg seit dem Beginn des Konflikts dort. Ursprünglich waren die meisten osteuropäischen Sexarbeiterinnen in Berlin aus Rumänien, Bulgarien oder Ungarn.

Überraschenderweise geraten ukrainische Flüchtlinge, die anders als andere Asylsuchende in Deutschland Anrecht auf Bürgergeld und Wohnraum haben, vermehrt in die Prostitution. Dies wird durch ihre Unkenntnis über ihre Rechte und die Furcht vor Behörden wie dem Jobcenter verschärft. Zudem werden sie im Gegensatz zu ihren Kolleginnen aus anderen osteuropäischen Ländern erst in Deutschland für die Prostitution angeworben.

Die Sozialarbeiterin nannte die angespannte Wohnsituation als einen Hauptgrund dafür, dass selbst gut ausgebildete oder junge Frauen in die Prostitution abgleiten, oft ohne andere Wahl, als ihren Körper für ein Dach über dem Kopf zu tauschen. “Der Wohnungsmarkt in Berlin ist eine Katastrophe – es kann also auch länger dauern, bis eigener Wohnraum gefunden wird,” erklärte sie.

“Die Menschen aus der Ukraine haben das Recht auf Unterbringungen – es gibt aber zu wenig Unterbringungsmöglichkeiten.”

Die Sozialarbeiterin beschrieb weiter, wie viele Frauen ohne festen Wohnsitz sind, ohne Anmeldung, ohne Mietvertrag, oft untergebracht bei Bekannten, Kunden oder direkt am Arbeitsplatz in Pensionen, Hotels oder Bordellen. Der Ausstieg aus der Prostitution sei besonders schwer, weil er oft mit dem Verlust des Wohnraums einhergeht.

Frauen, die aussteigen möchten, finden sich ohne soziales Netz wieder. Deshalb bietet “Neustart” ihnen temporäre Wohnungen an, um diesen Übergang zu unterstützen. “Wenn du aussteigst, hast du kein soziales Netz mehr,” betont die Sozialarbeiterin.

Seit dem Ausbruch der Militäroperationen Russlands in der Ukraine haben Millionen das Land verlassen. Viele fanden Zuflucht in der EU, insbesondere in Deutschland, Polen und Tschechien. Dort wurde besonderes Augenmerk auf Familien mit Kindern gelegt, es wurden KiTa-Plätze und Willkommensklassen für ukrainische Kinder eingerichtet.

Im Mai 2024 waren laut Ausländerzentralregister etwa 1,3 Millionen Ukrainer in Deutschland gemeldet, vor allem Frauen und Kinder. Einer Mitteilung des Arbeitsministeriums zufolge hatten bis Juni 2024 187.000 Ukrainer eine reguläre Beschäftigung und weitere 47.000 eine geringfügige Beschäftigung.

Die erhebliche Fluchtbewegung hat wirtschaftlich gravierende Auswirkungen für die Ukraine, da viele Bürger im erwerbsfähigen Alter das Land verlassen haben. Nur wenige zeigen die Bereitschaft zur dauerhaften Rückkehr.

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