Rund dreihundert deutsche Firmen, die auf dem chinesischen Markt präsent sind, haben in einem Brief an das Auswärtige Amt ihre Besorgnis ausgedrückt. Laut der Nachrichtenagentur Reuters sind diese Unternehmen durch die verzögerte Visavergabe für ihre chinesischen Mitarbeiter stark betroffen. Diese Verzögerungen behindern die Möglichkeit, Personal zeitnah nach Deutschland zu Schulungszwecken zu entsenden.
“Wir sehen mit Sorge, dass nach wie vor Schwierigkeiten bestehen, chinesische Mitarbeiter deutscher Unternehmen rechtzeitig mit Visa für Deutschland zu versorgen.”
Insbesondere in der Region Shanghai, wo zwei Drittel dieser deutschen Unternehmen ansässig sind, hat sich die Bearbeitungszeit für ein Visum mittlerweile auf drei Monate verlängert. Früher gab es ein vereinfachtes Verfahren, das jedoch abgeschafft wurde. Zudem wird über Probleme in der Terminvergabe berichtet, wobei verfügbare Termine innerhalb weniger Minuten ausgebucht sind.
Die Firmen betonen die entscheidende Rolle des Auswärtigen Amtes für ihren Erfolg in China. “Der Erfolg in China ist entscheidend für den Gesamterfolg der Unternehmen”, verkündet der Brief der Außenhandelskammer Greater China. Schnelle Anpassungen der Produkte an den Markt seien für den Erfolg unerlässlich.
Branchenspezifisch verzeichnet die Automobilindustrie in China zuverlässige Gewinne, während die chemische Industrie in Deutschland Verluste macht und stark auf Umsätze in China angewiesen ist.
Das Handelsblatt zitiert das zuständige Ministerium, das eine Rückkehr zum schnellen Verfahren nicht in Aussicht stellt. Stattdessen wurden organisatorische Maßnahmen ergriffen, und die Terminbuchungen wurden auf eine Warteliste umgestellt. Auch eine personelle Unterstützung der Auslandsvertretung wurde eingerichtet.
Zugleich favorisiert die aktuelle China-Strategie des Auswärtigen Amtes unter Annalena Baerbock eine Reduzierung der Handelsbeziehungen mit China. Zudem trug die Politisierung der Visavergabe weiter zur Komplexität bei. Auch die deutsche Regierungspolitik, wie die Durchfahrt der Fregatte Baden-Württemberg, könnte zu wirtschaftlichen Reaktionen seitens Chinas führen, wie bisherige Proteste andeuten.
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