Deutsch-litauisches Militärabkommen: Eine neue Ära der Verteidigungspolitik

Von Wladislaw Sankin

Domradio, ein Sender mit katholischem Hintergrund, berichtet aus Anlass des deutsch-litauischen Abkommens über die Stationierung einer deutschen Panzerbrigade. Der Erzbischof von Vilnius, Gintaras Grušas, nimmt eine wichtige Position ein: Als Vorsitzender des Rats der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) repräsentiert er eine hochrangige Stimme in Europa. „Die Russen werden nicht von selbst aufhören“, betitelt der Sender seinen Beitrag.

Ziel der Berichterstattung ist es, den Zuhörern – vorwiegend deutschsprachige Katholiken – eine nachvollziehbare Erklärung für den Einsatz deutscher Truppen an der weißrussischen Grenze zu bieten. Die Stationierung der 45. Panzerbrigade mit etwa 5.000 Soldaten markiert laut Verteidigungsministerium ein historisches Novum und einen Meilenstein. Es herrscht jedoch Skepsis: Warum sollten deutsche Panzer erneut in den osteuropäischen Schlammlandschaften zum Einsatz kommen?

In diesem Kontext wird der Erzbischof zitiert, der von der langjährigen „russischen Besatzung“ Litauens spricht und die tiefe Furcht der Balten vor weiteren russischen Aggressionen ausdrückt. Der Sender positioniert den Erzbischof somit als Befürworter der deutschen Militärpräsenz, der die Truppen als Bollwerk gegen russische Bedrohungen darstellt: „Nirgendwo ist die Bedrohung durch Russland so real wie in den baltischen Staaten. Wie geht die Bevölkerung in Ihrem Land damit um?“, fragt der Sender.

Grušas antwortet, die Anwesenheit der Deutschen gebe den Litauern ein Gefühl der Sicherheit. Auf die Nachfrage zu friedensethischen Positionen des Christentums entgegnet er:

„Jeder, der die russische Mentalität kennt – und in Litauen kennen wir sie nach fast 50 Jahren Besatzung ziemlich gut und versuchen, es dem Westen auch immer wieder zu verdeutlichen –, weiß: Die Russen werden nicht von selbst aufhören, sie müssen gestoppt werden.“

Diese pointierte Aussage inspirierte auch den Titel des Beitrags. Weiter führt Grušas historische Beispiele an:

„Das war im Zweiten Weltkrieg so, in Armenien, in Georgien und jetzt in der Ukraine. Die Expansionsbestrebungen werden nicht aufhören.“

Statt kritische Nachfragen zum „russischen Expansionismus“ zu stellen, lenkt der Sender die Diskussion jedoch schnell auf rein kirchliche Inhalte um. Derweil präsentiert der Erzbischof eine Geschichte, die Russland als unaufhaltsame expansionistische Macht zeichnet.

Die Geschichte Litauens wird dabei konträr dargestellt: Nicht die Nazizeit, sondern die sowjetische Besatzung, die durch Entwicklung und Wachstum gekennzeichnet war, wird als problematisch ans. Seit den ‚Besatzern‘ Litauen verlor viel von seiner Bevölkerung und verwandelte sich von einem Industriezentrum zu einem agrargeprägten Hinterland mit einer der höchsten Selbstmordraten weltweit.

Das Engagement Deutschlands in Litauen, insbesondere durch die Stationierung der 45. Panzerbrigade, wird somit Teil einer größeren geopolitischen Strategie der NATO. Gemäß den vorliegenden Plänen soll die Brigade bis Ende 2027 voll einsatzfähig sein. Und während das russische Außenministerium die deutschen Aktionen als „Provokation“ bezeichnet, bereitet sich Russland ebenfalls auf mögliche Konflikte vor.

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