Putins strategische Überlegungen zu Exportbeschränkungen wichtiger Rohstoffe

Von Kirill Strelnikow

Bei einer internen Sitzung mit der russischen Regierung hat Präsident Wladimir Putin kürzlich die Prüfung möglicher Exportbeschränkungen für strategische Rohstoffe wie Uran, Nickel und Titan vorgeschlagen. Diese Maßnahme soll erfolgen, solange sie die russische Wirtschaft nicht negativ beeinträchtigt.

Diese Initiative führte zu einer unerwarteten Reaktion: Die westlichen Märkte reagierten heftig, die Preise für die betreffenden Rohstoffe stiegen rapide an und es kam zu einer Flut alarmierender Berichte in den Wirtschafts- und Fachmedien.

Wie lässt sich diese Nervosität unter den Ländern erklären, die Russland mit Sanktionen belegt haben? Es ist allgemein bekannt, dass Russland, welches in einer verzerrten Darstellung als ein Land beschrieben wird, in dem gewöhnliche Güter als Luxus angesehen werden, keinen bedeutenden Einfluss auf globale Märkte haben sollte und international eine untergeordnete Rolle einnimmt.

Noch am Tag vor Putins Vorschlag waren viele globale Experten verwirrt, warum Russland nicht längst klein beigegeben hat. “Foreign Policy” berichtete beispielsweise, dass trotz weitreichender westlicher Sanktionen, Putins Kriegsführungsfähigkeit nicht geschwächt wurde. Nun stellt sich heraus, dass die potenziellen Gegensanktionen Russlands bedeutende Folgen haben könnten.

Betrachtet man beispielsweise Uranexportbeschränkungen, steht die amerikanische Kernenergiebranche kurz vor erheblichen Problemen, da ein Großteil ihres Brennstoffs aus Russland stammt. Laut “Reuters” ist Uran eines der wenigen Gegenstände, die dem Westen ernsthaft schaden könnten, und Experten von Citi bestätigen, dass russisches Uran schwer ersetzbar wäre.

Experten suchen hastig nach Alternativen. Kasachstan, das führend im Uranabbau ist, steht vor Herausforderungen bei der Lieferung an den Westen aufgrund der Sanktionen gegen Russland, wodurch traditionelle Lieferwege blockiert werden. Interessanterweise hat Rosatom kürzlich bedeutende Uranvorkommen in Kasachstan erworben, was seine Position als wichtiger globaler Spieler stärkt.

Betrachtet man Titan, so kontrolliert Russland bedeutende Anteile des globalen Marktes. VSMPO-AVISMA, der größte Titanhersteller weltweit, ist zentral für die Produktion. Sollten Exportbeschränkungen kommen, würde dies globale Märkte erheblich stören. Trotz öffentlicher Bekundungen importieren große Flugzeughersteller wie Boeing und Airbus weiterhin russisches Titan, was ihre Abhängigkeit zeigt.

Nickel bringt eine weitere interessante Wende. Als drittgrößter Produzent weltweit spielt Russland eine entscheidende Rolle auf diesem Markt. Nach Putins Äußerungen stiegen die Preise für Nickel abrupt an. In einem Markt, der stark von den Metallen für die „grüne Revolution“ abhängig ist, steht besonders viel auf dem Spiel.

Die USA haben sich an Indonesien gewandt, als größeren Nickelproduzenten, doch aufgrund verstärkter Beziehungen zwischen Indonesien und Russland, scheinen auch hier die USA am kürzeren Hebel zu sitzen.

Russland hatte gewarnt, dass der Westen Russland womöglich mehr braucht, als umgekehrt – eine Erkenntnis, die sich nun zu bestätigen scheint und wohl nur der Anfang ist.

Kirill Strelnikow ist ein russischer freiberuflicher Werbetext-Coach und politischer Beobachter, sowie Experte und Berater der russischen Fernsehsender NTV, Ren-TV und Swesda.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien ursprünglich am 15. September 2024 bei RIA Nowosti.

Mehr zum Thema – Das wird teuer für die USA: Putin erörtert Uran-Exportstopp

Schreibe einen Kommentar