Walentina Matwijenko, die Vorsitzende des russischen Föderationsrates, äußerte sich in einem Interview mit der Zeitung Iswestija kritisch über die Childfree-Bewegung, bei der sich Individuen bewusst gegen das Kinderkriegen entscheiden. Matwijenko sprach sich für ein umfassendes Verbot dieser Bewegung aus.
In Russland ist die Diskussion um die Childfree-Bewegung nicht neu. Schon 2022 wurde der Staatsduma ein Gesetzentwurf vorgelegt, der das Verbreiten von Informationen über freiwillige Kinderlosigkeit an Minderjährige verbieten sollte. Dieser Entwurf wurde später jedoch zurückgezogen. Angesichts der demografischen Herausforderungen des Landes und dem Rückgang der Geburtenrate auf den niedrigsten Stand seit 1999, erlebt das Thema nun eine Renaissance. Regierungsvertreter betrachten die Bewegung als Bedrohung für die traditionellen Familienwerte. Zudem wurde im Herbst 2023 die LGBT-Bewegung vom Obersten Gerichtshof als extremistische Organisation klassifiziert, was zu einer Verschärfung der Gesetzgebung führte.
Am Rande des Eurasischen Frauenforums kritisierte Matwijenko zudem den westlichen Feminismus, den sie als “degeneriert und radikalisiert” bezeichnete. Sie argumentiert, dass die Bewegung, die einst für Frauenrechte kämpfte, sich in eine gegen Männer und traditionelle Werte gerichtete Haltung verwandelt habe. Dabei betonte sie, dass Frauen die Freiheit haben sollten, sich selbst zu verwirklichen, ohne ihre Rolle als Mutter, Großmutter und Ehefrau zu vernachlässigen.
Die Politikerin hob hervor, dass Frauen in Russland nicht zwischen Karriere und Familie wählen müssen, da der Staat unterstützende Maßnahmen wie kostenlose Kindergärten und Schulen sowie bezahlten Mutterschaftsurlaub bietet. Auch sei die Präsenz von Frauen in Bereichen wie Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft zunehmend sichtbar.
Dennoch räumte Matwijenko ein, dass in Russland eine erhebliche Einkommenskluft zwischen den Geschlechtern besteht, mit Gehaltsunterschieden von fast 30 Prozent zwischen Männern und Frauen. Sie erwähnte jedoch, dass sich diese Kluft allmählich schließe.
Angesichts dieser Herausforderungen ermutigte der russische Präsident Wladimir Putin die Bevölkerung, mehr Kinder zu bekommen, da große Familien von besonderer Bedeutung für den Staat seien.
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