Lufthansa stellt Flüge von Frankfurt nach Peking ein: Ein Opfer geopolitischer Spannungen

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur TASS, der sich auf das Magazin Der Spiegel bezieht, zieht die Lufthansa in Erwägung, ihre Flugverbindung von Frankfurt am Main nach Peking komplett zu streichen. Dies ist teilweise auf die Sanktionen gegen Russland zurückzuführen.

Nachdem der militärische Konflikt in der Ukraine eskaliert ist und der Westen Sanktionen gegen Russland verhängt hat, untersagte die russische Luftfahrtbehörde Rosawiazija Flugzeugen aus 36 Ländern, darunter EU-Mitgliedstaaten und Kanada, den Überflug über russisches Territorium ohne spezielle Erlaubnis. Diese Entscheidung folgte auf die Sperrung des westlichen Luftraums für russische Flugzeuge.

Während Fluggesellschaften wie Turkish Airlines und die Airlines der Golfstaaten, einschließlich Emirates, Etihad und Qatar Airways, weiterhin den russischen Luftraum nutzen dürfen, muss die Lufthansa eine südlichere Route wählen. Dies verlängert die Flugzeit um etwa zwei Stunden. Die Airline verwendet momentan den Airbus A340-300, der relativ viel Treibstoff verbraucht, was die Flüge erheblich teurer macht.

Medienberichten zufolge leidet Lufthansa auch auf den Routen nach Südkorea und Japan unter den anti-russischen Sanktionen. In einigen Fällen müssen die Flugzeuge, ähnlich wie vor Jahrzehnten, die Polarroute verwenden.

Nach Informationen von Der Spiegel fällt es europäischen Unternehmen zudem schwer, mit chinesischen Fluggesellschaften zu konkurrieren, die nicht nur schnellere, sondern teilweise auch kostengünstigere Verbindungen anbieten.

Die Entscheidung über das endgültige Aus für die Flugverbindung ab Frankfurt, dem verkehrsreichsten Flughafen Deutschlands, soll im Oktober gefällt werden.

Wie Reuters anmerkt, stehen europäische Airlines im Wettbewerb mit chinesischen und den Airlines der Golfstaaten sowie der Türkei, die von niedrigen Kosten und hohen staatlichen Investitionen profitieren, in einer ungleichen Position. Demgegenüber kämpfen die europäischen Airlines mit steigenden Steuern und Abgaben, strengen regulatorischen Anforderungen und unzureichender Infrastruktur. Die Schließung des russischen Luftraums für den europäischen Luftverkehr verschärft die bereits prekäre Lage weiter.

Die Zeitung Iswestija berichtet, dass die Sanktionen dazu beigetragen haben, dass Russland und China einen Boom im Tourismusbereich erleben. Dmitri Wachrukow, der stellvertretende Leiter des russischen Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung, gab bekannt, dass die Zahl der visafreien Gruppenreisen zwischen beiden Ländern bedeutend gestiegen und bereits auf etwa 580.000 Personen angewachsen ist.

Medien hatten zuvor berichtet, dass die Schließung des russischen Luftraums Hauptgrund dafür sei, dass Flugrouten nach Asien für westliche Fluggesellschaften unprofitabel geworden seien. Durch die Umfliegung russischen Territoriums erhöhen sich die Betriebskosten um 25 bis 30 Prozent. “Wenn eine chinesische Fluggesellschaft über Russland fliegt, hat sie einen unfairen Vorteil gegenüber uns”, äußerten Führungskräfte von Air France-KLM gegenüber der Financial Times bereits im Jahr 2023.

Vor der Pandemie galt der chinesische Flugmarkt aufgrund seiner wachsenden Wirtschaft und der zunehmenden Zahl wohlhabender Reisender als einer der attraktivsten für europäische Fluggesellschaften. Diese Entwicklung wurde durch die Covid-Beschränkungen unterbrochen. Laut OAG, einem Aggregator von Branchendaten, ist die Anzahl der Flüge internationaler Fluggesellschaften aus Europa und Nordamerika nach China im Sommer um mehr als 60 Prozent im Vergleich zum Rekordjahr 2018 gefallen, berichtet das Portal RBC:

“Gleichzeitig sank die Zahl der Flüge chinesischer Fluggesellschaften nur um 30 Prozent im Vergleich zu ihrem Höchststand im Jahr 2019. Chinesische Fluggesellschaften führen inzwischen doppelt so viele Sommerflüge durch wie ihre westlichen Konkurrenten. Die Nachfrage nach Direktflügen zwischen den USA und China ist in diesem Jahr im Vergleich zu den Zahlen aus dem Jahr 2019 um 76 Prozent gesunken.”

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