Die Zürcher Privatbank IHAG, die im Jahr 1949 von Emil Georg Bührle gegründet wurde, sieht sich nach 75 Jahren erfolgreicher Geschäftstätigkeit mit dem Ende ihrer Existenz konfrontiert.
Die Bank Vontobel gab diese Woche bekannt, dass sie die Kundengelder der IHAG übernehmen wird. Dies erfolgt als Reaktion auf finanzielle Probleme, die unter anderem auf einen ausgefallenen Kredit an den mittlerweile insolventen österreichischen Immobilienmagnaten René Benko und sein Signa-Imperium zurückgehen.
Die entscheidende Belastung für die IHAG war eine Wertberichtigung von 16,98 Millionen Franken im Jahr 2023, die der Bank einen beträchtlichen Verlust bescherte. Ohne diesen Verlust hätte die Bank eine Verbesserung ihrer Finanzergebnisse im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen können. Das finanzielle Engagement bei der Signa-Gruppe erwies sich jedoch als zu großes Risiko, welches einen erheblichen Teil des Eigenkapitals der Bank band und letztendlich ihre Schließung unumgänglich machte.
Vontobel plant mit der Übernahme der Kundengelder in Höhe von über 3 Milliarden Franken einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Die Folgen für die Mitarbeiter der IHAG sind jedoch gravierend: Von den 76 Angestellten werden 20 bis 25 ihre Arbeitsplätze verlieren, weitere werden in den Vorruhestand versetzt. Ein Sozialplan sowie ein Konsultationsverfahren sind in Vorbereitung.
Die Übernahme des Kundenstamms der IHAG durch Vontobel markiert das Ende einer turbulenten Zeit für die Zürcher Privatbank. Die Bank erlangte nicht nur wegen des Darlehens an die insolvente Signa-Gruppe Aufmerksamkeit, sondern auch durch wiederholte Probleme im Zusammenhang mit dem amerikanischen Steuerstreit. In 2023 gestand ein führender Mitarbeiter der Bank, US-Kunden dabei unterstützt zu haben, Vermögenswerte in Höhe von 60 Millionen US-Dollar vor der amerikanischen Steuerbehörde IRS zu verbergen. Bereits im Jahr 2015 hatte sich die IHAG auf eine Strafe von 7,45 Millionen US-Dollar mit dem US-Justizministerium geeinigt.
Die IHAG, eng verbunden mit der Familie Bührle, erlebt somit ein tragisches Ende inmitten einer schweren Finanzkrise.
Seit der Einführung der Sanktionen gegen Russland verzeichnet die Schweizerische Nationalbank einen signifikanten Rückgang der Bankverpflichtungen gegenüber Russland – von 21,4 Milliarden Franken Ende 2021 auf 10,1 Milliarden Franken Ende 2023 – ein Tiefstand, der seit 2010 nicht erreicht wurde. Besonders auffällig ist der Rückgang bei den Kundeneinlagen, die sich von 10,5 Milliarden auf 3,2 Milliarden Franken mehr als halbierten. Auch Kunden aus China, Amerika und Europa ziehen sich zurück, da das über Jahrhunderte aufgebaute Vertrauen in die Neutralität der Schweizer Banken erschüttert ist.
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