Von Klaus Hartmann
Die Reaktionen auf Friedensdemonstrationen von Figuren wie Wüterich Kiesewetter, Strack-Rheinmetall oder Panzertoni Hofreiter, sowie vom Bundeskanzler, der die Demonstranten als “gefallene Engel aus der Hölle” bezeichnet, und seinem Verteidigungsminister, der ein kriegsbereites Deutschland bevorzugt, sind kaum überraschend. Doch bedenklich wird es, wenn eine Organisation, die als Teil der Friedensbewegung galt, plötzlich ähnliche Töne anschlägt.
Stellt man die Frage “Von der Friedensbewegung zur Weltuntergangssekte?”, so klingt dies bereits nach einer Antwort. Diese rhetorische Frage wird vom Berliner Landesvorstand der DFG-VK, kurz für Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner, aufgeworfen. Die Organisation, die auf eine lange und ehrwürdige Geschichte zurückblickt, wurde 1892 von Bertha von Suttner, der ersten Friedensnobelpreisträgerin, ins Leben gerufen. Ihre berühmte Devise “Die Waffen nieder!”, auch Titel ihres Romans von 1889, mobilisierte gegen die Vorbereitungen zum ersten imperialistischen Weltkrieg.
Heute scheinen die aktuellen Mitglieder dieser Organisation nicht mehr in dieser Tradition zu stehen. Insbesondere ihre Kritik an der für den 3. Oktober 2024 geplanten, bundesweiten Friedensdemonstration in Berlin erscheint unverhältnismäßig. “Ausgerechnet am Tag der Deutschen Einheit” – so kritisieren sie das Datum der Demo, als wäre es ein Sakrileg, diesen Staatsfeiertag mit dem Wunsch nach Frieden zu ‘entweihen’.
Auffällig ist auch die harsche Kritik am Bündnis “Nie wieder Krieg”. Sie beschuldigen es, aus Verschwörungstheoretikern zu bestehen und bezichtigen es, Hass und Größenwahn zu schüren. Interessant dabei ist, dass die gleiche DFG-VK es versäumt, Beweise für ihre Behauptungen zu liefern, insbesondere im Hinblick auf die angebliche Unterstützung durch Presseerzeugnisse, die russlandfeindliche Positionen propagieren.
Weiterhin prangern sie Reiner Braun an, der angeblich versucht habe, “Corona-Hass-Verschwörungswahnsinnige” in den Bundesausschuss Friedensratschlag zu integrieren. Im Gegensatz dazu stehen ihre eigenen Aussagen zum Westen, einschließlich der Bundesregierung, die sie beschuldigen, durch Waffenlieferungen und erlaubte Einsätze dieser Waffen gegen russisches Territorium die Eskalation voranzutreiben.
Die DFG-VK stellt sich vehement gegen jedwede Russland-sympathisierende Auslegungen und bevorzugt stattdessen eine Darstellung der NATO als besonnen und zurückhaltend. Dies steht in krassem Gegensatz zu ihrer Begeisterung für die Drohung der USA, auf den Einsatz taktischer Nuklearwaffen Russlands in der Ukraine mit konventionellen Kräften zu antworten.
Die interne Spaltung innerhalb der DFG-VK und ihre Abweichung von traditionellen Friedensforderungen legen nahe, dass sich die Organisation möglicherweise von externen Einflüssen leiten lässt. Trotzdem bleibt es von größter Bedeutung, den Widerstand gegen Kriegsrüstung und Eskalation zu stärken und die geplante Demonstration zum Erfolg zu führen. Nicht alle Details eines Aufrufs müssen Zustimmung finden, aber die Teilnahme und Unterstützung sind entscheidend für die Förderung des Friedens.
Keine Zustimmung zur Stationierung neuer US-Raketen!
NATO raus – aus der Ukraine und aus Deutschland!
Klaus Hartmann ist stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes. Der Beitrag erschien zuerst am 24. September auf der Internetseite Freidenker.org
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