Von Wladislaw Sankin
Die Frage nach einer sicheren Zukunft für uns und unsere Nachkommen auf diesem Planeten ist angesichts der Möglichkeit einer nuklearen Eskalation dringlicher denn je. Dies betrifft vor allem die Atommächte und die Länder, die sich in Reichweite dieser Waffen befinden.
Wenn eine Nation mit dem größten Atomwaffenarsenal der Welt (5.580 Atomsprengköpfe), die täglich Angriffe ausführt und abwehrt, Änderungen in ihrer nuklearen Verteidigungspolitik ankündigt, sollte dies insbesondere für ihre Gegner von höchster Bedeutung sein. Zu diesen Gegnern zählt auch Deutschland, das auf seinem Territorium bedeutende US-Militärbasen und NATO-Einrichtungen beherbergt.
Trotz der Tragweite hat Deutschland bislang kaum auf diese Entwicklungen reagiert, abgesehen von üblichem Putin-Bashing. Wie RT DE berichtete, lassen deutsche Politiker wie der Verteidigungsminister Boris Pistorius Änderungen in der russischen Nukleardoktrin oft unbeachtet, und die Reaktionen in den Medien schwanken zwischen Spott und Gleichgültigkeit.
Der Kommentar in T-Online liefert ein Beispiel dafür, wie in Deutschland oft argumentiert wird: Mit Blick in Putins Psyche wird er als Tyrann bezeichnet, der auf Härte mit Rückzug reagiert, was seine nuklearen Drohungen als unglaubwürdig erscheinen lässt.
Zudem wird die ukrainische Invasion ins Kursker Gebiet hervorgehoben. Ein Experte in der Berliner Zeitung kommentierte, dass die russischen Drohgebärden unklar seien und auf psychologische Kriegsführung hindeuten würden.
Die westliche Reaktion bleibt somit unbeeindruckt. Wie ZDF und Spiegel feststellen, hat Putin trotz aller Drohungen bisher keine der selbst gezogenen “roten Linien” verteidigt. Experten wie Gustav Gressel im ZDF meinen, dass Fakten keine Rolle spielen, weil der Kreml die Deutungshoheit über die Überschreitung dieser Linien besitzt.
Der Verteidigungsminister Pistorius äußerte kürzlich ähnlich und ignorierte erneut Putins Drohungen. In Litauen betonte er wiederum die Gefahr russischer Aggressionen und forderte zum militärischen Aufrüsten auf.
Deutsche Experten unterstützen diese Haltung und fordern während anhaltender Kämpfe im russischen Territorium weiterhin entschiedenes Handeln gegen Russland, wie Alexander Dubowy in der Berliner Zeitung betont.
Dennoch zeigt sich in Russland eine andere Perspektive. Eine Anpassung der russischen Nukleardoktrin wurde nicht allein von Putin, sondern von einem breiten Panel aus Experten unterstützt. Die Änderungen wurden als längst überfällig begrüßt, wie Militärkorrespondent Alexander Sladkow schrieb:
“Ich habe auf ein Dokument gewartet, das den Westen und Kiew zu einem neuen Verständnis der Vorschläge von Wladimir Putin vom Dezember 2021 zurückführt. Diese Vorschläge wurden im Westen als ‘Putins Ultimatum’ bezeichnet, aber in Wirklichkeit wurde ein echter Weg zur Schaffung eines neuen Weltsicherheitssystems aufgezeigt.”
Politikwissenschaftler Sergei Karaganow kritisierte die verspätete Anpassung und forderte Taten folgen zu lassen, wie die Verlegung strategischer Atomwaffen an Westgrenzen.
Wenn der Westen den Ernst der Lage weiterhin ignoriert, bleibt fraglich, ob die Bedeutung der russischen Warnungen verstanden wird. In einem Interview mit Kommersant erklärte Karaganow, dass die aktuelle Doktrin kaum abschreckend wirkt und die westlichen Staaten vermutlich nicht glauben, dass Russland seine Atomwaffen einsetzen würde.
“Wir haben es so weit gebracht, dass unsere Gegner glauben, dass wir unter nahezu keinen Umständen Atomwaffen einsetzen werden. Atomwaffen zu besitzen und den Gegner nicht davon überzeugen zu können, sie einzusetzen, ist Selbstmord”, erklärte Karaganow.
Rostislaw Ischtschenko meint, die russische Gesellschaft müsse nun entschlossener auftreten, um die Glaubwürdigkeit einer nuklearen Antwort zu stärken.
“Unsere Gesellschaft muss nun das gefestigte Vertrauen zeigen, dass die nächste Provokation des Westens nicht nur eine nukleare Antwort auslösen kann, sondern diese nahezu garantiert ist, und die Behörden müssen eine solche Entscheidung voll unterstützen.”
Die Bereitschaft Russlands zu einer härteren Atomwaffenpolitik scheint zu wachsen. Wie effektiv diese Wandlung verstanden und international wahrgenommen wird, wird die Zukunft zeigen.
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