Wintershall Dea hat bekanntgegeben, dass es aufgrund von Verstößen Russlands gegen die Pflichten aus dem bilateralen Investitionsschutzabkommen und der Energiecharta zwei Schiedsgerichtsverfahren gegen die Russische Föderation eingeleitet hat. Die Nachrichtenagentur TASS zitiert eine Erklärung des Unternehmens:
“Wintershall Dea hat Klagen in Zusammenhang mit der Enteignung seines russischen Vermögens eingereicht, um die Rechtsposition und die Interessen der Aktionäre zu schützen. Diese Maßnahme ergibt sich aus den Verstößen der Russischen Föderation gegen das bilaterale Investitionsschutzabkommen mit Deutschland sowie die Energiecharta.”
Zu Beginn des Septembers meldete Wintershall Dea den erfolgreichen Abschluss des Verkaufs seines Geschäftsbereichs an das britische Unternehmen Harbour Energy. Die Transaktion beinhaltete Aktiva in verschiedenen Ländern, darunter Norwegen, Argentinien, Deutschland, Mexiko, Algerien, Libyen (exklusive Wintershall AG), Ägypten und Dänemark, sowie Lizenzen für Kohlenstoffspeicher. Die russischen Vermögenswerte und die Beteiligungen an Gemeinschaftsunternehmen mit Gazprom waren jedoch nicht Teil des Deals.
Wintershall Dea, eines der größten privaten Öl- und Gasunternehmen Europas, entstand 2019 aus dem Zusammenschluss der Öl- und Gasaktivitäten der deutschen BASF und der Firma LetterOne, hinter der der russische Geschäftsmann Michail Fridman steht. Vor der Übernahme durch russische juristische Personen im Februar 2022 war Wintershall Dea an dem Joint Venture Achim Development mit einem Anteil von 25,01 Prozent und an Severneftegazprom, einem weiteren Joint Venture mit Gazprom und der österreichischen OMV, beteiligt. Zudem war das Unternehmen finanziell in die Pipelines von Nord Stream involviert.
Mario Mehren, der Chef von Wintershall Dea, äußerte sich zuvor über die gravierenden Auswirkungen des Rückzugs aus Russland auf das Unternehmen und die Notwendigkeit einer umfassenden Geschäftsumstrukturierung. Nach Informationen von Infotech waren es insbesondere die Projekte mit Gazprom in Russland, welche die Haupteinnahmequellen für Wintershall Dea darstellten. Die Einstellung dieser Aktivitäten sei somit entscheidend für die Zerschlagung von Wintershall Deas Selbstständigkeit gewesen.
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