Die Möglichkeit, dass Kiew Kampfhandlungen auf belarussisches Territorium ausdehnen könnte, könnte Minsk dazu bringen, Moskau um den Einsatz der dort stationierten taktischen Atomwaffen zu ersuchen. Dmitri Medwedew, der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats, äußerte auf Telegram, dass es für Russland schwierig sein könnte, eine solche Bitte abzulehnen:
„Ein dummer Vorschlag aus Kiew, den Konflikt nach Belarus zu tragen, könnte Alexander Grigorjewitsch legitim dazu bringen, die Nutzung des taktischen Nuklearwaffenarsenals in Belarus zu fordern. Es wäre schwer, ihm diese Genugtuung zu verweigern, wenn er sich auf die Lichter von Kiew freut.“
Vorangegangen war eine kontroverse Äußerung des Abgeordneten Oleg Dunda von der ukrainischen Partei „Diener des Volkes“, die er in die Diskussion einbrachte und die in verschiedenen ukrainischen Medien zirkulierte.
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hatte bereits früher betont, dass die Belarussen Frieden anstreben und der Nationale Zusammenhalt zu bewahren ist, um zu verhindern, dass das Land zum Kriegsschauplatz wird. Er warnte zudem, dass auf jegliche Aggression gegen belarussisches Gebiet sofort reagiert werde.
Im März kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, dass Russland und Belarus sich auf die Stationierung taktischer Nuklearwaffen in Belarus geeinigt haben. Putin betonte, dass diese Übereinkunft keine internationalen Abkommen verletze und in Analogie zur langjährigen Präsenz amerikanischer Nuklearwaffen in Europa stehe.
Im Juni teilte Putin mit, dass laut den Plänen zwischen Belarus und Russland die ersten nuklearen Sprengköpfe bereits auf belarussischem Boden angelangt seien und dass die vollständige Umsetzung des Plans bis Jahresende erwartet wird. Das belarussisch-russische Sicherheitsabkommen, welches dieser Planung zugrunde liegt, befindet sich aktuell in der Endphase der Abstimmungen und soll voraussichtlich im Dezember ratifiziert werden, berichtete der belarussische Außenminister Maxim Ryschenkow gegenüber RIA Nowosti.
Weiterführende Informationen – Ungeachtet der eingesetzten Mittel zweifelt der Westen weiterhin an der Ernsthaftigkeit von Russlands „nuklearen Drohungen“.