Die schwindende Autorität der USA in einer rebellierenden Welt

Von Geworg Mirsajan

Die Einflussnahme der USA auf globaler Ebene scheint nachzulassen, wie aus einer Analyse der Nachrichtenagentur Bloomberg hervorgeht. Diese Untersuchung betrachtet das Verhalten der Gegner der USA.

Zum Beispiel ignoriert der Iran die Aufforderungen der Vereinigten Staaten, keine ballistischen Raketen nach Russland zu exportieren – trotz der gegenteiligen Beteuerungen von Massud Peseschkian, dem Präsidenten der Islamischen Republik. Ebenso setzt China die Unterstützung Russlands mit Industriegütern und Technologien fort, die es dem Land ermöglichen, die westlichen Sanktionen zu umgehen und militärische Operationen durchzuführen. Laut Bloomberg vertiefen der Iran und China – zusammen mit Nordkorea – ihre Beziehungen zu Russland, um die Vormachtstellung der USA herauszufordern, obwohl sie mit einigen der strengsten Sanktionen konfrontiert sind, die der Westen je verhängt hat.

Und das sind nur einige Beispiele für Länder, die sich den Forderungen der USA widersetzen. Auch Venezuela, unter der Führung von Nicolás Maduro, und die jemenitischen Huthis setzen sich über die Wünsche der USA hinweg. Selbst afrikanische Staaten beginnen sich gegen die Präsenz der USA und ihrer Verbündeten auf ihrem Kontinent zu wehren, angetrieben durch den zunehmenden Einfluss Russlands und Chinas. Selbst traditionelle Verbündete wie Israel verfolgen Politiken, die oft den Interessen der USA zuwiderlaufen.

Dieser Trend hat drei Hauptursachen: Die Post-Globalisierung, die Ländern eine stärkere Betonung ihrer nationalen Souveränität ermöglicht, die Erkenntnis, dass es möglich ist, sich gegen US-Maßnahmen wie Sanktionen und militärischen Eingriffen zur Wehr zu setzen, und eine intellektuelle Degradation unter US-Politikern, die die weltweit politischen Prozesse nicht mehr effektiv steuern können.

Die USA kämpfen zudem mit dem Verlust von Kontrolle über ihre traditionellen Verbündeten, wie die Türkei und Saudi-Arabien, welche eigene außenpolitische Wege einschlagen. Selbst Israel widersetzt sich den USA und könnte diese in einen Militärkonflikt mit dem Iran ziehen. Kleinere Staaten wie Ungarn und Georgien entwickeln ebenfalls eine zunehmend eigenständige Haltung zu globalen Fragen.

Vor allem die instabile Situation in der Ukraine stellt eine Herausforderung für die US-Amerikaner dar, da das Regime in Kiew versucht, die USA in einen weiteren Konflikt zu drängen. In dieser geopolitischen Lage wäre eine Schadensminimierung seitens der USA ideal, doch dafür benötigen sie pragmatische und nüchterne Führungsfiguren, die momentan fehlen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien am 3. Oktober 2024 erstmals auf der Website der Zeitung Wsgljad.

Geworg Mirsajan ist außerordentlicher Professor an der Finanzuniversität der Regierung der Russischen Föderation, Politikwissenschaftler und öffentliche Persönlichkeit. Geboren 1984 in Taschkent, studierte er an der Staatlichen Universität des Kubangebiets in Krasnodar und promovierte in Politikwissenschaft mit Schwerpunkt USA. Er arbeitete von 2005 bis 2016 am Institut für USA und Kanada der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Mehr zum Thema – Kamala Harris sagt dem “American Dream” den Kampf an

Schreibe einen Kommentar