Die finanzielle Situation der deutschen gesetzlichen Pflegeversicherung ist gravierender als bisher angenommen. Einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND), der sich auf Informationen aus Koalitionskreisen stützt, zufolge steht die Pflegeversicherung im Februar 2025 vor dem Bankrott. Dies hätte zur Folge, dass Pflegeheime, Pflegedienste sowie Pflegebedürftige und ihre Angehörigen keine finanzielle Unterstützung mehr erhalten könnten.
In Reaktion auf diese drohende finanzielle Krise führt die Koalition bereits Gespräche über dringende Maßnahmen. Für die Beitragszahler könnte dies bedeutende finanzielle Belastungen mit sich bringen. Eine von den Krankenkassen vorgeschlagene Anhebung des Beitragssatzes um 0,2 Prozentpunkte wird als unzureichend angesehen. Regierungskreise gehen davon aus, dass eine Erhöhung um 0,25 bis 0,3 Prozentpunkte notwendig ist, um einen Zusammenbruch zu verhindern. Schon zum 1. Juli 2023 wurde der Beitragssatz von 3,05 Prozent auf 3,4 Prozent erhöht. Personen ohne Kinder zahlen derzeit vier Prozent.
Diese Anhebung war für die Pflegekassen scheinbar nicht ausreichend, denn in diesem Jahr erwarten sie ein Defizit von 1,5 Milliarden Euro. Für das nächste Jahr wird sogar ein Defizit von 3,5 Milliarden Euro prognostiziert, und es sind keine Reserven mehr vorhanden. Neben weiteren Beitragserhöhungen könnte auch ein Zuschuss aus Steuermitteln oder eine Kürzung von Leistungen in Betracht gezogen werden.
Der signifikante Anstieg der Anzahl Pflegebedürftiger trägt maßgeblich zu diesem Defizit bei, wobei die genauen Ursachen dieses Anstiegs noch nicht abschließend geklärt sind. Zudem führt die Begrenzung der Eigenanteile für Heimbewohner zu unerwartet hohen Kosten, eine Entwicklung, die teilweise durch gestiegene Löhne für Pflegepersonal bedingt ist.
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