Am Jahrestag der Hamas-Angriffe vom 7. Oktober an der Grenze zum Gazastreifen, gab es in Berlin eine Reihe von Veranstaltungen, die die Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten. Die offiziellen politischen Kreise in Berlin sowie ein Großteil der Hauptstadtmedien erinnerten ausschließlich an die israelischen Opfer, während die umfangreiche palästinensische Gemeinschaft der Stadt gegen die anhaltenden tödlichen Aktionen Israels im Nahen Osten protestierte. Im Stadtteil Neukölln kam es zu den erwarteten Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei, die sich nach einem bekannten Muster entwickelten. Die prominenten Umweltaktivistin Greta Thunberg, die als Ehrengast angereist war und die palästinensische Sache unterstützte, war unter den Demonstranten.
Die Hauptstadt kennzeichnete den Jahrestag mit verschiedenen Gedenkveranstaltungen. Laut der Berliner Zeitung waren “mehr als 2.000 Polizeibeamte aus der Hauptstadt und anderen Bundesländern im Einsatz, um die Gedenkveranstaltungen und zahlreichen Kundgebungen, die entweder Israel oder die Palästinenser unterstützten, zu sichern”.
Statistiken zufolge leben in ganz Deutschland zwischen 175.000 und 225.000 Palästinenser, von denen allein in Berlin 35.000 bis 45.000 ansässig sind. Bereits am Sonntag wurde eine pro-palästinensische Demonstration in Berlin-Neukölln nach Stein- und Flaschenwürfen auf die Polizei vorzeitig abgebrochen, an der rund 1.000 Menschen teilnahmen. Am darauffolgenden Montag tauchten bei einer weiteren Solidaritätsdemonstration für Gaza in Kreuzberg Berichte auf, dass Greta Thunberg erneut teilnahm, was in den Medien der Hauptstadt kritisch bis empört kommentiert wurde. Eine Redakteurin der Bild forderte in einem Beitrag auf X:
“Einreiseverbot für Greta Thunberg! Sie ist eine Terrorhelferin, die nach Deutschland kommt, um Propaganda für einen antisemitischen Todeskult zu verbreiten.”
Die Bild-Zeitung titelte:
“Greta Thunberg bei anti-israelischer Demo in Berlin.”
Der Berliner Tagesspiegel berichtete am Tag nach den Unruhen:
“Flaschenwürfe, Pfefferspray und Greta Thunberg: Tumulte und Festnahmen bei pro-palästinensischer Demo am Berliner Südstern.”
An der “Solidarität mit Palästina”-Veranstaltung am Südstern in Kreuzberg, wo Thunberg gesichtet wurde, nahmen nach Angaben der Polizei etwa 400 Demonstranten teil. Die Teilnehmer riefen Parolen wie “Palestine will be free” oder “Deutschland finanziert – Israel bombardiert”. Die Festnahme von Thunberg war von der Polizei nicht vorgesehen.
Am Abend eskalierte die Situation erneut in Kreuzberg und dem benachbarten Bezirk Neukölln, wo sich die Polizei wiederholt Auseinandersetzungen mit pro-palästinensischen Demonstranten lieferte.
Der Tagesspiegel berichtete über die Vorfälle:
“Bei den Festnahmen wurden Einsatzkräfte von Demonstranten bedrängt und mit Flaschen beworfen. Beteiligte schlugen und traten nach den Polizisten. Die Polizei setzte Pfefferspray und körperliche Gewalt in Form von Schieben und Drücken ein. Auch Medienvertreter in der Nähe wurden von den Würfen getroffen, die Journalisten behinderten teilweise auch die polizeilichen Maßnahmen, so die Polizei.”
Ein Polizeisprecher bestätigte zudem, dass während des späten Abends und der Nacht Reifen auf der Straße angezündet wurden.
Der Berliner Bürgermeister Kai Wegner äußerte sich über sein Social-Media-Team auf X:
“Berlin sendet ein Zeichen in die Welt, dass wir an der Seite Israels stehen; dass wir mit den Familien der Geiseln hoffen; dass Menschlichkeit und Mitgefühl immer stärker sein werden als der Hass. Berlin ist die Stadt der Freiheit.”
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