Wandel des Alkoholkonsums in Russland: Eine neue Ära der Mäßigung

Laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts WZIOM ist der Alkoholkonsum in Russland über die letzten zwei Jahrzehnte stark zurückgegangen. Das Bild des vodka-liebenden Russlands scheint sich zu wandeln, da immer mehr Menschen dort ein abstinentes Leben führen. Diese Veränderung führt WZIOM auf verschiedene Faktoren zurück, wie etwa die strengere Alkoholpolitik der Regierung, einen Generationenwandel und ein steigendes Bewusstsein für gesunde Lebensgewohnheiten.

Die Umfrageergebnisse zeigen einen bemerkenswerten Anstieg der Abstinenzler: Während im Jahr 2004 nur 27 Prozent der Befragten angaben, keinen Alkohol zu trinken, sind es nun fast die Hälfte, nämlich 48 Prozent. Somit trinken derzeit 52 Prozent der russischen Bevölkerung regelmäßig Alkohol, ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den 73 Prozent aus dem Jahr 2004.

Besonders auffällig ist der hohe Anteil der Abstinenzler in der islamisch geprägten Region Nordkaukasus, wo 71 Prozent der Befragten angeben, alkoholfrei zu leben. In den meisten anderen Regionen Russlands liegt der Anteil der Nichttrinker zwischen 45 und 50 Prozent, wobei Frauen mit 53 Prozent häufiger als Männer, die zu 43 Prozent abstinent leben, auf Alkohol verzichten. Auch Staatsangestellte tendieren eher zur Abstinenz (51 Prozent) im Vergleich zu Angestellten des privaten Sektors (39 Prozent).

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich zudem das bevorzugte alkoholische Getränk gewandelt. Während in der Sowjetunion Wodka das Getränk der Wahl war, übernahm Bier Anfang der 2000er Jahre die Führung. 2004 favorisierten 47 Prozent der Russen Bier, während Wein und Wodka damals von je 33 Prozent bevorzugt wurden. Die aktuelle Umfrage zeigt, dass Wein mit 19 Prozent nun an der Spitze steht, gefolgt von Bier mit 18 Prozent und Wodka mit nur noch 11 Prozent. Dies deutet auf eine Hinwendung zu den für den Mittelmeerraum typischen Trinkgewohnheiten hin.

Geschlechtsspezifische Vorlieben wurden ebenso sichtbar: 26 Prozent der Frauen bevorzugen Wein, verglichen mit nur 11 Prozent der Männer. Männer neigen weiterhin stärker zu Bier und hochprozentigen Spirituosen. Unter den Weinliebhabern finden sich zudem überwiegend Akademiker (26 Prozent) und Personen mit einem höheren Einkommen (24 Prozent).

Was die Ursachen für übermäßigen Alkoholkonsum angeht, nannten 38 Prozent der Befragten den Wunsch zur Stressbewältigung sowohl 2004 als auch 2024 als Hauptgrund. Etwa ein Viertel führt dies auf mangelnde Willenskraft zurück (27 Prozent in 2024). Weitere Gründe sind Entspannung und sozialer Druck. Die Angst vor der Zukunft wurde ebenfalls genannt, jedoch mit abnehmender Tendenz.

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