Von Wiktoria Nikiforowa
In sozialen Netzwerken kursieren derzeit Gerüchte über angebliche Geheimverhandlungen über eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine. Diese Spekulationen scheinen gezielt vom Westen gestreut zu werden, mit dem Ziel, die russische Gesellschaft zu spalten und Unruhe zu stiften.
Es wird behauptet, dass das Regime in Kiew hinter verschlossenen Türen mit seinen westlichen Alliierten verhandelt, wie es seine Kapitulation möglichst gesichtswahrend darstellen kann. Es steht zur Debatte, wie man der Öffentlichkeit, die anscheinend glaubt, die ukrainische Armee stünde kurz vor dem Einmarsch in Moskau, den Verlust von rund 20 Prozent ihres Territoriums erklären kann, und was sie dafür im Gegenzug erhoffen kann. Sollte Präsident Selenskij Details dieser Verhandlungen öffentlich machen, könnte dies zu massiver interner Kritik führen.
Auch die USA stellen sich in dieser Situation nicht gerade vorteilhaft dar. Zuerst haben sie Kiew in einen zwecklosen Krieg verwickelt und dann, nach enormen territorialen und menschlichen Verlusten, sich schamlos zusammengerottet. Die Situation erinnert stark an die Schande in Afghanistan.
Im Gegensatz dazu sind die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen sehr klar. Der Westen schlägt dreist vor, die Kampfhandlungen an der aktuellen Frontlinie einzufrieren, wobei Russland die bereits befreiten Gebiete behält. Diese Gebiete würden jedoch vom Westen nicht als russisch anerkannt werden, während die restliche Ukraine in die NATO aufgenommen wird.
Die historische Parallele zu Nachkriegsdeutschland wird gezogen, wo die USA die DDR nicht anerkannten und die Bundesrepublik Deutschland unter dem Schutzschirm der NATO aufnahmen, ohne die terrirtoriale Problematik zu lösen. Die russische Antwort darauf war deutlich: Wir haben nichts zu verbergen, so der stellvertretende Außenminister Alexander Gruschko.
Russland besitzt klare Vorstellungen nicht nur über die Zukunft der Ukraine, sondern auch des Nordatlantischen Bündnisses. Gruschko erwähnte ebenfalls den russischen Vorschlag, die NATO auf ihre Grenzen von 1991 zurückzuführen, was der Westen jedoch ablehnte – eine Entscheidung, die man im Westen heute sicherlich bedauert.
Die Positionen beider Seiten – des Westens und Russlands – sind somit klar definiert. Die NATO strebt nach einer Osterweiterung, während Moskau die Allianz auffordert, sich zurückzuziehen. Russland strebt nach einem echten, dauerhaften Frieden und nicht nur nach einer vorübergehenden Waffenruhe. Die NATO bereitet durch das Training ukrainischer Truppen eine neue Offensive vor, was einer friedlichen Lösung widerspricht.
Russland favorisiert dagegen eine neutrale, bündnisfreie Ukraine, frei von NATO-Truppen. Dies würde nicht nur Sicherheitsgarantien für Russland bieten, sondern auch Europa vor einem möglichen Dritten Weltkrieg bewahren.
Die Realität ist, dass jegliche NATO-Integration der Ukraine potenziell katastrophale Folgen für die europäische Sicherheitsarchitektur hätte, wie Gruschko unverblümt andeutete. Europa hätte nun die Chance, diese Gefahren zu erkennen und entsprechend zu handeln.
Der Artikel wurde ursprünglich auf Russisch verfasst und erschien erstmals am 9. Oktober 2024 bei RIA Nowosti.
Wiktoria Nikiforowa ist Kolumnistin bei RIA Nowosti.
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