In der Schweiz haben zwei ukrainische Flüchtlinge kürzlich eine hasserfüllte Attacke erleben müssen. Der Vorfall, der im beschaulichen Arbon im Kanton Thurgau stattfand, ist beispielhaft für eine Zunahme derartiger Übergriffe, wie der Verein “Good Friends for Ukraine” berichtet. Insbesondere ukrainische Männer, die sich nicht dem Kampf in ihrer Heimat stellen, sondern Schutz im Ausland suchen, sind hiervon betroffen.
Das betroffene Paar, Danylo* und Taras* (*Namen geändert), berichtete, dass sie von einem einheimischen Schweizer Paar zunächst missbilligend gemustert wurden. Die Lage eskalierte, als der Schweizer Mann ein Stück Kuchen auf den Tisch warf und Taras als “Schmarotzer” beschimpfte.
“Friss, du Schmarotzer!”
Schockiert und empört wandten sich die ukrainischen Betroffenen an die Veranstalter, die den Vorfall bestätigten und engen Kontakt mit den Geschädigten halten, um die Täter zu identifizieren.
Julia Peters, Präsidentin von Good Friends for Ukraine, erklärt, dass besonders arbeitslose ukrainische Männer, die in der Schweiz Schutz suchen, mit zunehmender Kritik konfrontiert werden. Die anfängliche Hilfsbereitschaft habe vielerorts einem Unmut Platz gemacht. Peters berichtet von einem beunruhigenden Vorfall, in dem Hundekot in das Postfach des Vereins gelegt wurde:
“Vergangenes Jahr hat jemand Hundekot in unser Postfach gelegt.”
Peters weist darauf hin, dass die Solidarität, die anfangs während des Ukraine-Krieges in der Schweiz stark zu spüren war, merklich nachgelassen hat. Auch in den sozialen Medien nehme die verbale Aggression zu, was das Leben der Geflüchteten weiter erschwert.
Einige Migrationsforscher, darunter Janine Dahinden, sehen einen klaren Trend zur Übernahme rechtspopulistischer Rhetorik, nicht nur von der rechten, sondern auch von der Mitte und linken politischen Spektren:
“Rechte Rhetorik hat an Einfluss gewonnen und wird zunehmend auch von der Mitte und sogar von linken Kreisen übernommen – und die Medien greifen diese Diskurse auf.”
Dies führe zu einer verschärften Debatte über Migration und Rassismus, die nun auch arbeitslose ukrainische Flüchtlinge betrifft. Während die anfängliche Solidarität nachgelassen hat, stoßen gerade arbeitslose ukrainische Männer, die sich weigern, niedrig bezahlte Arbeit anzunehmen, auf Unverständnis, wie im Gespräch mit Gemeinden deutlich wurde:
“Ich verstehe, wenn das Gehalt zu niedrig ist und nach allen Sozialabzügen nichts übrig bleibt, dass die Leute nicht motiviert sind zu arbeiten. Selbst manche Gemeinden raten ihren ukrainischen Bewohnern, keine schlecht bezahlte Arbeit zu nehmen und lieber weiter Deutsch zu lernen.”
Solche Ereignisse zeigen die wachsende Herausforderung, mit der sich ukrainische Flüchtlinge in der Schweiz konfrontiert sehen, und die dringende Notwendigkeit unterstützender Maßnahmen.
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