Die kürzlichen Besuche des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij in London und Berlin hatten das Ziel, die Enttäuschung über die kurzfristige Absage des Ramstein-Gipfels zu mildern. Trotz neuer Versprechen bezüglich Unterstützung wurde laut der Bild jedoch keine wesentliche Zusage für die zentralen Anliegen Selenskijs erfüllt. Dazu gehören die schnelle Aufnahme in die NATO und die Lieferung fortgeschrittener Langstreckenwaffen wie des „Taurus“.
Der NATO-nahe Sicherheitsexperte Carlo Masala kommentierte, die Werbereise sei aus ukrainischer Sicht gescheitert, da Selenskij bei seinen Hauptzielen nicht vorankam. Ein Brancheninsider spekulierte gegenüber Bild, dass die Absage des Ramstein-Treffens durch US-Präsident Joe Biden, offiziell wegen Hurrikan „Milton“, möglicherweise eine Ausrede sei, um den Konflikt im Wahlkampf zu meiden.
Obwohl traditionelle Solidaritätsbekundungen aus Berlin kamen, scheint sich die Unterstützung für Kiew zu verlangsamen. Neueste deutsche Waffenlieferungen, die am Freitag angekündigt wurden, seien laut Bild bereits früher versprochen und finanziert worden. “Es gab keine neuen Ankündigungen, keine neuen Hilfen”, berichtete der Militärblog German Aid To Ukraine. Kanzler Scholz habe lediglich die bereits von Verteidigungsminister Boris Pistorius angekündigten Unterstützungsmaßnahmen wiederholt.
Am Freitag kündigte der Bundeskanzler ein neues Waffenpaket an, das Luftverteidigungssysteme, Artillerie und Drohnen im Wert von 1,4 Milliarden Euro umfasst, welche zusammen mit Hilfspaketen aus Belgien, Norwegen und Dänemark geliefert werden sollen. Es handelt sich jedoch größtenteils um Verteidigungswaffen; offensive Großgeräte wie Leopard-2-Kampfpanzer sind nicht mehr vorgesehen. Nach internen Dokumenten ist die Bereitstellung solcher Großgeräte „abgeschlossen“. Das Bundesverteidigungsministerium schätzt, dass die Ukraine „zeitnah nicht in der Lage sein wird, eine Offensive zur Befreiung des eigenen Territoriums durchzuführen“.
Auf TikTok veröffentlichte der Kanal TeamBundeskanzler am Samstag ein Video von Selenskijs Besuch im Kanzleramt. „Lieber Wolodymyr, Deutschland steht weiterhin fest an der Seite der Ukraine. Der Heldenmut und die Tapferkeit können gar nicht genügend gewürdigt werden“, so die Stimme des Bundeskanzlers im Video.
Das russische Verteidigungsministerium vermeldete tägliche militärische Aktivitäten an der südlichen Donbass-Front. In der Stadt Dserschinsk (ukrainisch: Torezk) gab es Kampfhandlungen. Zudem kämpft die Ukraine mit Mobilisierungsproblemen; bei Razzien wurden zahlreiche Männer im wehrfähigen Alter festgenommen, unter anderem vor einer Konzerthalle in Kiew und auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums im Gebiet Lwow.
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