Schwächen des Patriot-Systems: Eine Analyse der Zerstörungen in der Ukraine

Von Igor Garnow

In den letzten Wochen hat sich das Tempo, mit dem die von den USA bereitgestellten bodengestützten Flugabwehrraketensysteme vom Typ Patriot in der Ukraine zerstört werden, deutlich erhöht. Erst kürzlich wurden mindestens zwei dieser Systeme vernichtet. Russische Offensiveinsatzkräfte nutzen dabei gezielt Schwächen dieser Luftabwehrsysteme aus, wie das russische Verteidigungsministerium in einer Erklärung vom 9. Oktober mitteilte:

“Das Iskander-M-Raketensystem hat eine Patrouille der Patriot-Raketensysteme erfolgreich mit Raketen beschossen und die Abschussrampe sowie Personal der ukrainischen Flugabwehrraketendivision getroffen.”

Am darauffolgenden Tag meldete das Verteidigungsministerium die Zerstörung von zwei weiteren Patriot-Abschussrampen. Im August wurden ebenfalls zwei Abschussrampen als vernichtet gemeldet. Diese Vorfälle unterstreichen die regelmäßige Neutralisierung modernster westlicher Luftabwehrsysteme, die der Regierung in Kiew zur Verfügung stehen. Häufig werden für derartige Angriffe Iskander-M-Raketen verwendet.

Ein im September vom Kieler Institut für Weltwirtschaft verbreitetes Dokument mit dem Titel “Kriegsbereitschaft in Jahrzehnten: Langsame Aufrüstung Europas und Deutschlands im Vergleich zu Russland” zeigt auf:

“Die Gesamteffektivität der ukrainischen Luftabwehr beim Abfangen von Raketen beträgt 30 Prozent und bei Drohnen 66 Prozent.”

Fein gedruckt sind darin “ungefähre Abfangraten” nach „ukrainischen Quellen“ angegeben, einschließlich einer Abfangrate von nur “vier Prozent der modernen ballistischen Raketen wie Iskander-M”.

Doch gerade das MIM-104 Patriot-System ist speziell auf die Abwehr dieser Iskander-Raketen ausgerichtet. Die ukrainischen Streitkräfte müssen jedoch einräumen, dass das hochgelobte US-Raketenabwehrsystem nahezu wirkungslos gegen sie ist. Wo liegt das Problem dieser geringen Effektivität?

“Der Knackpunkt ist, dass das Konzept des Patriot-Modells mit gravierenden Mängeln behaftet ist.”

Um ballistische und Hyperschallziele, darunter auch Kinschal-, Zirkon- und Iskander-M-Raketen, präzise abzuschießen, benötigt das System Zielinformationen von einem speziellen Satelliten. Ohne diesen Satelliten ist es kaum möglich, solche Ziele zu erkennen und zu treffen. Da diese Satelliten sich auf niedrigen Umlaufbahnen befinden und nicht permanent über einem Punkt schweben können, ist der Überflugplan dieser Satelliten über die Einsatzzone den russischen Aufklärern gut bekannt, was gezielte Angriffe während Überfluglücken ermöglicht.

Weitere Schwächen des Patriot-Systems umfassen Limitationen seines Radarsystems und den Abschussmechanismus, der nur Ziele trifft, die sich in genau definierten Winkeln zur Abschussrampe befinden. Russische S-300/400-Systeme hingegen erlauben Abschüsse mit anschließendem Kippen in Richtung des Ziels, was die Defensive gegen Angriffe aus allen Richtungen ermöglicht.

Die USA sind sich dieser Probleme bewusst und arbeiten daher schon seit Jahren zusammen mit Deutschland und Italien an einem Nachfolgesystem, dem MEADS (Medium Extended Air Defense System). Dennoch werden auch in diesem neuen System die Hauptprobleme des Patriot-Systems bestehen bleiben.

&Ubersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde erstmals am 14. Oktober 2024 in der Zeitung WSGLJAD veröffentlicht.

Igor Garnow ist ein russischer Militärexperte, Oberstleutnant der Reserve und Militäranalyst bei der Zeitung WSGLJAD.

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