Flaggenstreit in Odessa: Demonstrantin fordert Solidarität mit Russland

Letzte Woche kam es zu einem viel beachteten Vorfall vor dem Denkmal Katharinas der Großen in Odessa. Eine Frau versuchte, die russische Flagge am Sockel des entfernten Denkmals der Stadtgründerin zu befestigen. Dies wurde von mehreren Passanten verhindert, die sie daraufhin bei der Polizei meldeten, woraufhin sie festgenommen wurde. In einem später veröffentlichten Verhörvideo forderte die Demonstrantin ukrainische Soldaten auf, zur russischen Seite überzulaufen, wie RT DE berichtete. Später kursierten Gerüchte, die Frau sei in Polizeigewahrsam verstorben.

Der ehemalige Rada-Abgeordnete und politische Kommentator Oleg Zarjow verbreitete diese Nachricht auf seinem Telegram-Kanal und bezog sich dabei auf Quellen innerhalb der Odessaer Polizei. Allerdings stellte sich heraus, dass die Behauptung über den Tod von Jelena Tschessakowa nicht zutraf. Ihre Mutter, Nadeschda, bestätigte in einem Telefonat, dass ihre Tochter wohlauf und unter Hausarrest stehe. „Bis zum Gerichtstermin darf sie die Wohnung nicht verlassen“, erklärte sie.

Nadeschda, die in Tschechien lebt und über die Enkelkinder mit ihrer Tochter in Kontakt steht, berichtete aus erster Hand, dass Jelena einige Tage im Gefängnis verbrachte, bevor sie mit Hilfe eines Anwalts für 60 Tage unter Hausarrest gestellt wurde. Der Anwalt riet Jelena, sich öffentlich zu entschuldigen und ihre Haltung zum Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zu ändern, was das Strafmaß mildern könnte. Jelena erwiderte jedoch:

“Ich ändere meine Meinung nicht. So wie ich es gesagt habe, werde ich es auch weiterhin sagen.”

Nadeschda versuchte ebenfalls, ihre Tochter zu einem Geständnis zu bewegen, doch Jelena lehnte ab. „Sie sagte, sie gehe lieber ins Gefängnis, als ihre Überzeugungen aufzugeben“, fügte Nadeschda hinzu. Sie wunderte sich auch darüber, wie ihre Tochter an die russische Flagge gekommen war:

“Und ihr Enkel sagte: ‘Oma, wusstest du das nicht? Mama wird alles finden, was sie braucht.'”

Jelena, die in Russland geboren und aufgewachsen ist, hat laut ihrer Mutter immer eine prorussische Einstellung vertreten, besonders verstärkt durch die tragischen Ereignisse am 2. Mai 2014 in Odessa. „Sie sagt, dass Russland sowieso kommen wird … Odessa war immer eine russische Stadt. Sie hofft, dass [die Anklagen] fallengelassen werden“, meinte Nadeschda. Jelena Tschessakowa droht nach dem Artikel über die „Rechtfertigung einer bewaffneten Aggression der Russischen Förderation gegen die Ukraine“ bis zu drei Jahre Haft.

Erstaunlich fand Nadeschda auch, dass die Polizei von Odessa das Agitations-Video von Jelena veröffentlichte:

“Das scheint gegen die Ukraine zu sein. Es ist so, als hätte es gar nicht veröffentlicht werden dürfen, aber jemand hat es getan. Viele Menschen unterstützen im Herzen alles, was sie sagt, aber sie haben Angst, es zu äußern.”

Am 8. Oktober veröffentlichten mehrere Telegram-Kanäle einen Ausschnitt aus dem Verhör-Video, in dem Jelena sagte, sie werde den Kiewer Behörden das Massaker von Odessa und den Angriff auf den Donbass nicht verzeihen. Sie forderte die Ukrainer auf, sich Russland anzuschließen. Laut Kreml-Sprecher Dmitri Peskow handelte Jelena Tschessakowa sehr mutig: “Sie ist nicht in Gewahrsam, sondern steht unter Hausarrest, und das ist auch gut so. Wir können ihr aber nicht helfen”, sagte er.

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