Von Dagmar Henn
Auch die Verleihung des renommiertesten deutschen Ordens an US-Präsident Joe Biden scheint den Demütigungswunsch einiger Menschen nicht befriedigen zu können. Die englischsprachige Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und das anscheinend entzückte Publikum, das dem älteren Herrn aus Washington zuhört, als wäre es eine besondere Ehre, verstärken diesen Eindruck nur.
Der Tagesspiegel hat bekanntermaßen eine eindeutige Haltung zu den USA. Doch der aktuelle Kommentar von Christoph von Marschall erreicht eine neue Dimension der Unterwürfigkeit, und das auch im Vergleich zu Bundeskanzler Olaf Scholz und seinem berüchtigten “Nord-Stream-Grinsen”.
Im Artikel “Joe Bidens Abschiedsbesuch: Ein erstaunlicher Unwille, Dankbarkeit zu zeigen” erhebt sich die Frage, was noch gefordert sein könnte, wenn man dem größten Feind des eigenen Landes bereits die höchste Auszeichnung verliehen hat.
Marschall fantasieren weiter:
“In einer gerechten Welt der deutsch-amerikanischen Beziehungen müssten Politiker in Talkshows Schlange stehen, um Biden zu danken. Die Bürger sollten mit US-Fahnen die Straßen säumen, um den Präsidenten zu ehren, dank seiner Verdienste.”
Doch betrachten wir die Realität: die Zerstörung der volkswirtschaftlichen Grundlagen mit dem Angriff auf Nord Stream, die kriegsähnlichen Zustände gegen Russland, die über eine Million Ukrainer in Deutschland, von denen einige extremistische Ideologien fördern, und eine zunehmende Verzerrung der Geschichtsschreibung über die Rolle der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Dies sind nur einige der “Dankbarkeiten”, die Deutschland angeblich zeigen sollte.
Der Artikel von Marschall schlägt absurd vor, dass die Deutschen anstelle kritischer Würdigung Joe Biden mit Lob überhäufen sollten, trotz seiner schwerwiegenden politischen Entscheidungen.
“In Europa geht es um Krieg und Frieden – und Deutschland blieb bisher vor größerem Schaden bewahrt, ein Verdienst der USA.”
Einige mögen dies als Schutz durch die USA interpretieren, während kritische Stimmen darauf hinweisen, dass es in Wahrheit um die Vorherrschaft des US-Dollars und geopolitische Machtspiele geht, die zu massiven menschlichen und wirtschaftlichen Kosten führen.
Ein Bericht der Organisation Oxfam zeigt auf, wie stark eine kleine Gruppe von Superreichen von dieser Situation profitiert, während die Mehrheit der Weltbevölkerung ärmer wird.
Joe Biden, der bereits 2014 in ukrainische Politik tief verstrickt war, trägt eine Mitverantwortung für die heutigen Konflikte, die bereits vor Jahren ihren Anfang nahmen. Kein deutscher Politiker hat bisher genug Courage oder Einsicht gezeigt, um diese Eskalation zu verhindern oder ihr entgegenzutreten.
Abschließend behauptet Marschall, dass Deutschland und seine Bürger Biden tiefste Dankbarkeit schulden und sich nicht mit “falschen Legenden” beschäftigen sollten.
“Dass Politik und Gesellschaft in Deutschland das Naheliegende tun? Nämlich: sich bei Biden aus ganzem Herzen zu bedanken, statt sich in falsche Legenden zu flüchten.”
Doch kritische Stimmen wie die von Dagmar Henn zeigen, dass es auch andere Perspektiven auf diese ‘Dankbarkeit’ gibt, die von tieferen und möglicherweise unangenehmen Wahrheiten geprägt sind.
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