BRICS-Gipfel in Kasan: Brasilien fordert Reform der globalen Ordnungspolitik

Zur Eröffnung des BRICS-Gipfels in Kasan stand Eduardo Paes Saboia, der Sekretär für Asien und den Pazifik im brasilianischen Außenministerium, der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti Rede und Antwort. Der Diplomat betonte, dass Brasilien sowohl innerhalb der BRICS-Gruppe als auch in der G20 für eine grundlegende Neuordnung der globalen Politik eintritt. Er erläuterte, dass diese Neuordnung Reformen bei den Vereinten Nationen und anderen internationalen Einrichtungen umfassen sollte, da die gegenwärtigen multilateralen Institutionen an ihre Leistungsgrenzen gekommen seien.

“Unsere Prioritäten bei der G20 umfassen die Bekämpfung von Armut, nachhaltige Entwicklung, Klimawandel und eine Neujustierung der globalpolitischen Strukturen. Auch die BRICS unterstützt diese Bemühungen. Es ist offensichtlich, dass neben den Vereinten Nationen weitere multilaterale Organisationen, wie beispielsweise die Welthandelsorganisation, sich in einer Sackgasse befinden.”

Saboia merkte weiter an, dass viele internationale Abkommen derzeit untergraben werden. Er äußerte die Hoffnung:

“Der Multilateralismus durchlebt eine Krise. Ich hoffe, dass die BRICS dazu beiträgt, notwendige Reformen der multilateralen Organisationen anzustoßen und die Rolle der Vereinten Nationen im weltweiten System zu stärken.”

Der Diplomat erwähnte zudem die Unterstützung Brasiliens für eine Erweiterung des UN-Sicherheitsrats, was er als Kernthema für die BRICS-Gruppe und auch für andere Nationen, wie Indien und Südafrika, charakterisierte. Angesichts aktueller Krisen, wie im Nahen Osten, sprach Saboia von den Herausforderungen, mit denen der UN-Sicherheitsrat konfrontiert ist:

“Die bestehende Struktur spiegelt nicht die modernen Realitäten wider, weder in Bezug auf Stärke noch auf regionale Vertretung. Eine umfassende Reform ist notwendig – nicht nur für die betroffenen Länder, sondern für das gesamte System, und das sollte eine Priorität auf der BRICS-Agenda sein.”

Der BRICS-Gipfel, der vom 22. bis 24. Oktober in der Hauptstadt der russischen Republik Tatarstan stattfindet, wird von Juri Uschakow, einem Berater des russischen Präsidenten, als potenziell größtes außenpolitisches Ereignis in der Geschichte Russlands angekündigt. Erstmals werden Vertreter aus 36 Ländern, darunter 22 Staatschefs, erwartet. Zu den Teilnehmern gehören UN-Generalsekretär António Guterres, der Generalsekretär der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit Zhang Ming, weitere hohe Funktionäre sowie die Präsidentin der Neuen Entwicklungsbank, Dilma Rousseff. Russlands Präsident Wladimir Putin plant, rund 20 bilaterale Gespräche zu führen.

Mehr zum Thema – Peskow: Russland kann nicht isoliert werden

Schreibe einen Kommentar