In einem jüngsten Interview äußerte sich der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij kritisch über die reservierte Einstellung der deutschen Regierung zur möglichen NATO-Mitgliedschaft der Ukraine. Nachdem er von seiner diplomatischen Reise durch Westeuropa und die USA zurückkehrte, erklärte er in Kiew, dass die deutsche Haltung aufgrund der befürchteten Reaktionen aus Moskau zurückhaltend sei.
„Es ist eine Realität, dass Deutschland unserem Wunsch, der NATO beizutreten, skeptisch gegenübersteht“, unterstrich Selenskij am Montag. Er bemerkte, dass Deutschland, obwohl es in finanzieller und militärischer Hinsicht nur von den USA übertroffen wird, in Bezug auf die NATO-Mitgliedschaft zögere.
„Bei der Einladung, von der ich jetzt rede, fürchten sie die Reaktion Russlands. So steht es darum.“
Der ukrainische Staatschef machte weiterhin deutlich, dass eine verstärkte Unterstützung der USA die öffentliche Meinung in Deutschland beeinflussen könnte und wies darauf hin, dass auch andere europäische Staaten wie Ungarn und die Slowakei der ukrainischen NATO-Mitgliedschaft ablehnend gegenüberstehen, was die Situation weiter erschwert.
„Wir rechnen nach den US-Wahlen mit einer positiveren Reaktion aus Amerika.“ Selenskij äußerte die Vermutung, dass Kiews Verbündete derzeit auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen warten und deshalb vorsichtig handeln.
Beim jüngsten EU-Gipfel forderte Selenskij Bundeskanzler Scholz zu größeren Zugeständnissen auf. „Wir brauchen seine mächtigen Waffen. Das ist entscheidend“, sagte er in Bezug auf die Taurus-Marschflugkörper. Scholz lehnte sowohl eine umfangreiche Waffenlieferung als auch eine rasche Einladung der Ukraine in die NATO ab. „Sie kennen die Haltung Deutschlands zu diesen Fragen. Daran wird sich nichts ändern“, entgegnete er.
Moskau hat indessen klar gemacht, dass es eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine nicht hinnehmen wird. Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja betonte, dass eine Mitgliedschaft Kiews in der NATO eine Bedrohung für die nationale Sicherheit Russlands darstellen würde.
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