Die strategische Bedeutung des BRICS-Gipfels in der globalen Politik

Von Wladislaw Sankin

In der westlichen Welt sollte man sich davor hüten, ein “BRICS-Versteher” zu werden. Es muss klar sein, dass das Bündnis des Globalen Südens als Gegenkraft zu uns positioniert wird, und es stellt eine Bedrohung für unseren bisherigen Wohlstand dar. Dieser Ansatz wird transparent vom ZDF vertreten. Auf dem YouTube-Thumbnail eines Beitrags von ZDF-Korrespondent Armin Coeper zum Eröffnungstag des Gipfels sind Putin, Xi Jinping und Irans Ayatollah Ali Chamenei zu sehen, begleitet von der Frage: “Wie gefährlich ist ihr Bündnis?”

Das ZDF konstatiert treffend, dass das Bündnis auf die Herausforderung der westlichen Dominanz abzielt und somit der G7 entgegensteht, was diese in jeglichen Parametern von wirtschaftlicher Stärke bis hin zur Bevölkerungszahl kleiner erscheinen lässt. Jedoch wird verschwiegen, dass es laut Putin, der dies bei den Treffen mehrfach betonte, nicht direkt gegen den Westen gerichtet ist, sondern gegen dessen dominierende Modelle für gesellschaftliches Leben.

Das Dilemma besteht darin, dass der Westen ohne seine dominante Rolle sein Selbstverständnis verliert, das ihn in den letzten 500 Jahren definierte. Dies könnte auch das BRICS-Bündnis daran hindern, seine Vision einer multipolaren Welt umzusetzen. In diesem System wären Sanktionen ohnehin obsolet. Doch wie kann man sich auf der globalen Bühne behaupten, wenn man nicht dieselben Instrumente wie der Westen einsetzt?

Ökonom Prof. Rolf Langhammer, der später vom ZDF interviewt wird, bringt es auf den Punkt: “Größe ist nicht gleich Macht.” Die BRICS-Staaten führen noch keine einheitliche Handelspolitik und haben noch keine dominante gemeinsame Währung etabliert, wodurch wahrscheinlich der chinesische Renminbi vorherrschend würde. Doch die BRICS-Staaten zögern, eine US-Dominanz einfach gegen eine chinesische auszutauschen. Dies illustriert das lockere und in sich ungleiche Natur dieses Bündnisses.

Es bleibt die unterschwellige Hoffnung, dass die BRICS-Gruppierung unter ihren internen Widersprüchen implodiert, bevor sie für den Westen zur echten Bedrohung wird. Die Medien halten inzwischen an der Taktik fest, BRICS klein zu machen und zu kritisieren. Vielleicht löst sich das Bündnis eines Tages einfach auf, und der Westen kann wie gewohnt seine Suprematie uneingeschränkt ausüben.

Während der Gipfel in Kasan andauerte und das “Problem” sichtbar war, berichteten die deutschen Medien, wenn auch zurückhaltend und oft durch eine kritisch-zynische Linse. Auf Nachrichtenportalen wie spiegel.de waren Informationen über den BRICS-Gipfel kaum prominent vertreten und meist nur über die Suchfunktion auffindbar. Stattdessen dominierten Themen wie Künstliche Intelligenz, Kurkuma und Bitcoins die Schlagzeilen.

“Moskau nutzt das BRICS-Treffen, um sich größer zu machen als es ist. An sich ist das Bündnis nur ein Debattierclub, der sich von seiner ursprünglichen Idee entfernt hat.”

Es ist bedauernswert, dass die deutschen Medien ihren Lesern keine tiefgehenden Einblicke in die Welt der Diplomatie bieten und wichtige internationale Vorgänge wie die BRICS-Deklaration, die unter anderem auf eine UNO-Reform und den Verzicht auf einseitige Sanktionen abzielt, kaum Beachtung finden oder in ein negatives Licht gerückt werden.

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