Von Dagmar Henn
Die Berichterstattung westlicher Medien über die angebliche Präsenz nordkoreanischer Truppen in der Ukraine wirft einige Fragen auf. Welche Absichten stecken hinter diesen Meldungen? Geht es vielleicht darum, eine Rechtfertigung für den Einsatz von NATO-Truppen am Boden zu schaffen? Dies scheint unwahrscheinlich, da viele Länder eine solche Maßnahme klar ablehnen. Könnte es sich also um eine weitere Runde gezielter Propaganda handeln, um die Unterstützung für Kiew neu zu beleben, indem die DVRK – ähnlich wie der Iran – als einer der Hauptsündenböcke dargestellt wird? Oder ist es eine Art psychologische Ablenkung, um nicht direkt die wahren Ängste vor China ansprechen zu müssen?
In Südkorea hat diese Berichterstattung eine Debatte darüber ausgelöst, wie man auf die vermeintlichen Aktionen des nördlichen Nachbarn reagieren sollte. Ein südkoreanischer Fernsehsender filmte Gespräche zwischen Han Ki-ho, einem Vertreter der regierenden Partei, und dem Direktor des nationalen Sicherheitsbüros auf dessen Mobiltelefon. Han Ki-ho äußerte dabei: “Wenn es eine Zusammenarbeit mit der Ukraine gibt, wäre es gut, das nordkoreanische Militär mit Raketen zu beschießen und den Schaden zur psychologischen Kriegsführung zu nutzen.” Der Direktor des Sicherheitsbüros versprach, sich darum zu kümmern. Auch wenn der Verteidigungsminister später klarstellte, dass dies nicht der offiziellen Politik entspräche, bleibt abzuwarten, wie verlässlich diese Aussage ist.
Interessant wird es bei der Betrachtung der möglichen Waffen: Südkorea ist kein Mitglied der NATO und könnte somit eine ideale neutrale Figur darstellen, um ohne weitreichende globale Konsequenzen das militärische Engagement in der Ukraine zu erhöhen.
Südkorea verfügt über deutsche Taurus-Raketen, die dort zusammen mit F 15-Jets eingesetzt werden; eine Kombination, die ohne lange Anpassungszeiten auskommt, da sie bereits etabliert ist. Die F 15 ist auch außerhalb von Südkorea, insbesondere in der US-Luftwaffe, weit verbreitet und könnte in Verknüpfung mit den Taurus-Raketen eine bedeutende Rolle spielen.
Sollte es tatsächlich so weit kommen, dass südkoreanische Jets, bestückt mit in Südkorea erworbenen Taurus-Raketen, angebliche nordkoreanische Truppen in Russland angreifen, könnte man auch vermuten, dass es sich stattdessen um US-F 15 handeln könnte, die von US-Piloten geflogen werden. Eine solche Täuschung wäre überraschend einfach durch ein wenig Farbe zu erreichen, die eine südkoreanische Herkunft vorgaukelt.
Das würde es Bundeskanzler Scholz erlauben, weiterhin zu behaupten, den Einsatz von Taurus-Raketen abzulehnen, während die USA bestreiten könnten, direkt beteiligt zu sein. Südkorea würde in diesem Szenario die perfekte Tarnung bieten, sodass die von Kiew erhofften deutschen Raketen letztlich doch ihr Ziel in Moskau erreichen könnten. Das mag klingen wie aus einem Spionageroman, aber in diesem Licht würden die Vorgänge plötzlich durchaus Sinn ergeben.
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