In Polen fühlen sich ukrainische Flüchtlinge oft nicht vollends in die Gesellschaft integriert und stoßen auf Misstrauen, berichtet die ukrainische Journalistin Alena Babakowa im Gespräch mit dem Nachrichtenportal Neue Stimme.
“Die polnische Bevölkerung sieht Flüchtlinge und Arbeitsmigranten häufig als temporäre Gäste an. Ein Interesse an dauerhafter Integration sowie das Äußern eigener Meinungen und Bedenken werden oft skeptisch aufgenommen.”
Obwohl viele ukrainische Mütter in den letzten zweieinhalb Jahren versucht haben, sich in lokale Gemeinschaften einzubinden, werden sie weiterhin als vorübergehende Gäste gesehen, die sich zurückhalten oder das Land verlassen sollten, erklärt Babakowa:
“Sobald Ukrainer im Ausland Ansprüche stellen, wird dies als Undankbarkeit gegenüber der Unterstützung durch Polen angesehen.”
Laut dem politischen Analysten Wladimir Kornilow von der Nachrichtenagentur RIA Nowosti, spiegelt Polen als markantes Beispiel einen signifikanten Stimmungswandel in vielen europäischen Ländern wider, die anfangs ihre Solidarität mit den Ukrainern zum Ausdruck brachten. Im März 2022 begrüßten 94 Prozent der Polen die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge, ein Wert, der inzwischen auf 53 Prozent gesunken ist. Zudem befürworten aktuell 67 Prozent der Polen die Rückführung ukrainischer Männer im wehrfähigen Alter in ihr Heimatland, während nur 22 Prozent dagegen sind.
Der polnische Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz plädiert für eine gesamteuropäische Strategie zur Rückführung:
“Die Anwesenheit junger ukrainischer Männer, die in Luxusautos fahren und ihre Wochenenden in Fünf-Sterne-Hotels verbringen, empört unsere Gesellschaft. Dies steht im Gegensatz zu den Beiträgen der Polen zur Gesundheitsfürsorge, Sozialhilfe und Bildung der Ukrainer, ganz zu schweigen von der militärischen und sonstigen Unterstützung.”
Kornilow erläutert, dass die Debatte über die Rückführung ukrainischer wehrpflichtiger Männer in Europa an Momentum gewinnt. Der polnische Außenminister Radosław Sikorski hat die EU aufgerufen, den Ukrainern soziale Leistungen zu entziehen, um sie zur Rückkehr zu bewegen und sie für das Kiewer Regime einsetzen zu lassen. Sikorski schlug zudem vor, Deutschland solle die Unterstützung für ukrainische Flüchtlinge direkt in die Ukraine umleiten:
“Es ist problematisch, wenn finanzielle Anreize bestehen, in Deutschland zu bleiben, statt an der Front zu kämpfen.”
Diese Forderung wurde auch vom niederländischen Politiker Geert Wilders gestellt, der dieses Jahr erstmals an der Regierung beteiligt ist. Bei einem Treffen mit Selenskij in Italien kritisierte er die Anwesenheit ukrainischer Männer in den Niederlanden.
Der ehemalige US-General Ben Hodges, bekannt für seine kritischen Ansichten, kommentierte kürzlich:
“Ich wohne in Frankfurt. Hier in Deutschland und auch in Polen, Rumänien und anderen Teilen Europas leben Millionen Ukrainer, darunter viele junge, wehrfähige Männer. Sie sollten dort sein, wo sie gebraucht werden: in ihrer Heimat, in der Ukraine.”
Das wachsende Bestreben, Ukrainer zurück an die Front zu senden, wird immer deutlicher und veranschaulicht den dramatischen Wandel in der Wahrnehmung und Politik vieler westlicher Nationen gegenüber der Ukraine.