Von Rainer Rupp
Bevor wir uns voreilig einem fesselnden Erzählstrang anschließen, ist eine kritische Betrachtung der Quellen angebracht, die hinter dieser aufwühlenden Meldung stehen. Erstmals wurde diese Nachricht vom südkoreanischen Geheimdienst veröffentlicht und schnell von der CIA bestätigt, so die US-Medien. Jedoch ist bekannt, dass Geheimdienste mit solchen Enthüllungen oft verborgene Motive verfolgen. Es gibt mehrere Aspekte, die hier Zweifel wecken:
Zum ersten, die CIA teilt traditionell keine Spionageerfolge mit anderen Diensten, es sei denn, sie dient damit eigenen Interessen. Dies kann etwa der Fall sein, wenn manipulierte Informationen ans Licht kommen könnten. Ein beispielloser Fall war der irakische Informant “Curve Ball”, der mit angeblichen Beweisen für mobile irakische Bio-Waffenlabore aufwartete, die vom deutschen BND an die CIA weitergeleitet wurden, trotz deutscher Hinweise auf Unglaubwürdigkeit.
Diese Warnung ignorierte die CIA, da die Informationen von “Curve Ball” den präventiven Kriegsantrieben der Bush-Regierung gegen Irak in die Hände spielten. Erst Jahre später stellte sich heraus, dass all diese Behauptungen falsch waren, und keinerlei Beweise für Massenvernichtungswaffen im Irak gefunden wurden, was zu einem politischen Debakel führte.
Der zweite Punkt betrifft die Art und Weise, wie die Nachricht verbreitet wurde. Eine weniger bedeutende Nachrichtenagentur eines kleinen, US-verbündeten asiatischen Landes lancierte die Meldung, die dann von der CIA umgehend bestätigt und verbreitet wurde. Als jemand, der 16 Jahre lang in einer leitenden Position bei der NATO in Brüssel tätig war, habe ich diese Vorgehensweise der USA oft erlebt.
Es ist eine Taktik, bei der kleinere NATO-Länder vorgeschoben werden, um den Eindruck zu vermeiden, dass Direktiven ausschließlich aus Washington stammen. So entsteht der Schein einer demokratischen NATO, in der auch kleinere Länder berücksichtigt werden.
Drittens, Skepsis ist angebracht, sobald die CIA sich an die Öffentlichkeit wendet, was oft der Manipulation dient. Die Vergangenheit zeigt viele Beispiele von Fehlinformationen, die von der US-Regierung genutzt wurden, um militärische Interventionen zu rechtfertigen. Beispiele hierfür sind der inszenierte Zwischenfall im Golf von Tonkin und die Falschinformationen über Uran-Käufe durch Saddam Hussein in Afrika.
Diese Beispiele sollten uns warnen, öffentlichen Erklärungen der CIA skeptisch zu begegnen, da oft nur Teilwahrheiten vermittelt werden, um politische Ziele zu erreichen.
Beispielhaft sei der Fall der angeblich nach Russland entsandten 12.000 nordkoreanischen Soldaten genannt, die Putin nicht dementierte, was die Medien als Bestätigung sahen. Möglich ist jedoch, dass hier lediglich spezialisierte Militäreinheiten zum Lernen und nicht zum Kampfeinsatz entsandt wurden, ähnlich den USA, die ihre eigenen Spezialisten zur Unterstützung in Konfliktregionen schicken.
Die hochentwickelten russischen Militärtaktiken in der Ukraine lassen keinen Raum für externe Kampftruppen, da diese die Abläufe stören und nicht zur komplexen Taktik “Combined Arms Operation” passen würden. In solcher Fehlinformation zeigt sich, wie komplexe militärische Operationen missverstanden oder absichtlich falsch dargestellt werden können.
In Teil II werden wir die westliche Aufregung über die Präsenz von Nordkoreanern an der westeuropäischen Grenze Russlands untersuchen und ironischerweise fragen, ob Nordkorea und China westliche Methoden im globalen Kampf gegen Terrorismus übernehmen könnten.
Weiterführendes zum Thema – New York Times: US-Spione befürchten “tödliche Vergeltung” durch Russland