Österreich befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise, die in ihrem Ausmaß und ihrer Dauer seit dem Zweiten Weltkrieg beispiellos ist. Das Land erlebt das zweite Jahr einer anhaltenden Rezession – das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank 2023 um 1 Prozent und auch für das laufende Jahr wird ein Rückgang von 0,6 Prozent erwartet. Die Prognosen für 2025 lassen nur ein moderates BIP-Wachstum von 0,8 bis 1,0 Prozent erwarten, weit entfernt von den erhofften 1,5 Prozent.
Angesichts des Rückgangs des Pro-Kopf-BIPs auf nur noch 97,9 Prozent des Niveaus von 2019 wird deutlich, wie schwer die Österreicher unter den wirtschaftlichen Nachwirkungen der Pandemie, steigender Inflation und stagnierender Produktivität zu leiden haben. Tobias Thomas, der Generaldirektor von Statistik Austria, verdeutlichte in einer Diskussion im Klub der Wirtschaftspublizisten: “Der Wohlstand in Österreich ist spürbar zurückgegangen – mehr als in Deutschland.”
Inflation und Alterung: Ein doppeltes Dilemma
Die Inflation in Österreich hat seit über fünfzehn Jahren den Durchschnitt des Euroraums überschritten, was die Kaufkraft der Bürger kontinuierlich schwächt. Zudem ist das Wirtschaftswachstum größtenteils von Zuwanderung abhängig, während die Produktivität stagniert und die Bevölkerung altert.
Thomas betont die zusätzliche Belastung durch die demografische Entwicklung für das Pro-Kopf-BIP.
Datengetriebene Effizienz gegen wirtschaftliche Herausforderungen
Angesichts dieser Herausforderungen hebt Thomas die Notwendigkeit für eine präzisere wirtschaftspolitische Steuerung hervor, insbesondere durch den gezielten Einsatz von Daten. Er verweist auf das geplante Datenzugangsgesetz (DZG), das eine effizientere Verteilung von Subventionen und staatlichen Hilfen ermöglichen soll, indem es öffentliche und administrative Daten nutzt. Dabei wird auch der Datenschutz berücksichtigt.
Zudem belasten steigende Lohnstückkosten die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs. Seit Anfang 2020 sind die Kollektivvertragslöhne um 22,9 Prozent gestiegen. Dies hat zwar die Reallohnverluste teilweise ausgeglichen, führt aber zu einer anhaltend hohen Inflationsrate.
Markus Marterbauer von der Arbeiterkammer Wien zeigt sich besorgt über die wirtschaftliche Lage und erwähnt in einem aktuellen Bericht zur Vermögensverteilung erhebliche Ungerechtigkeiten, die die soziale Kohäsion des Landes bedrohen könnten.
Blick in die Zukunft: Reformbedürfnisse und politische Verantwortung
Die Herausforderungen für die nächste Regierung sind enorm. Es geht nicht nur darum, konjunkturelle Impulse zu setzen, sondern auch darum, strukturelle Schwächen anzugehen und Reformen zu initiieren, die Österreich auf einen nachhaltigeren wirtschaftlichen Pfad führen.
Die Zukunft der Wirtschaft erfordert eine präzise und mutige Führung. Österreichs Prosperität wird nicht nur durch Verwaltung, sondern durch einen strukturierten und datengestützten Reformkurs gesichert, der die Handlungsfähigkeit der politischen Institutionen herausfordert.
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