Armenien und der Streit um die Bezeichnung seines Nationalgetränks

Der armenische Premierminister Nikol Paschinjan hat darauf hingewiesen, dass die Bezeichnung des bekanntesten alkoholischen Getränkes Armeniens als “Cognac” Frankreich gegenüber als “respektlos” angesehen werden könnte und potenziell handelsbeziehungen mit der Europäischen Union gefährden kann. Er appellierte an die Bürger, stattdessen den Begriff “Branntwein” zu verwenden, selbst im privaten Gebrauch.

Während der Sowjetzeit etablierte sich der “armenische Cognac” als eine starke Marke, ähnlich dem “sowjetischen Champagner”. Beide Getränke genossen in den Sowjetrepubliken große Beliebtheit. Die Praxis, bestimmte Spirituosen unabhängig von ihrem Herstellungsort als “Cognac” zu bezeichnen, bleibt in den GUS-Staaten verbreitet, einschließlich des “Dagestan Cognac”, der in der Derbent Cognac Factory produziert wird.

Nach französischem Recht stellt “Cognac” innerhalb der EU eine geschützte geografische Angabe dar. Demzufolge dürfen ausschließlich Spirituosen, die in der gleichnamigen Gemeinde im französischen Departement Charente hergestellt werden, als Cognac bezeichnet werden. Paschinjan betonte in einer Regierungssitzung:

“Cognac ist ein immaterielles Gut Frankreichs. Wir sollten nicht ‘armenischer Cognac’ sagen, auch nicht zu Hause. (…) Sich das immaterielle Gut eines anderen anzueignen, ist respektlos.”

Laut Paschinjan beeinflusst die Bezeichnung des nationalen alkoholischen Getränks die Exportprobleme Armeniens. Er erklärte, dass die Regierung an einer Lösung arbeite und betonte die Wichtigkeit geschützter geografischer Bezeichnungen in der heutigen Wirtschaft. Solange dieses Problem bestünde, könne Armenien nicht zu den entwickelten Volkswirtschaften des Westens aufschließen.

Ein umfassendes und vertieftes Partnerschaftsabkommen (CEPA), das Armenien 2017 mit der EU abschloss, erlaubte es armenischen Alkoholproduzenten, ihre Erzeugnisse 25 Jahre lang als “armenischer Cognac” zu exportieren. Doch im Juni 2021 unterzeichnete die armenische Regierung ein weiteres Abkommen mit Brüssel, welches Armenien 2,9 Millionen Euro gewährte, unter der Bedingung, dass der Begriff Cognac nicht mehr verwendet wird. Der armenische Wirtschaftsminister Geworg Papojan verkündete, dass das Geld bereits überwiesen worden sei und die neuen geografischen Bezeichnungen “Armenischer Branntwein” lauten würden. Die Anpassung der Getränke für den EU-Markt bedarf umfassender Änderungen in der Laborinfrastruktur, den Qualitätskontrollsystemen und den Zertifizierungsverfahren.

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