Von Daniil Bessonow
Die Diskussionen über eine Absenkung des Wehrpflichtalters in der Ukraine im Zuge der Mobilmachung bleiben unvermindert aktuell. Das Interesse an diesem Thema beschränkt sich nicht nur auf Russland oder den Westen; in der Ukraine selbst ist es täglich Gesprächsstoff.
Im Präsidialamt von Kiew sowie in den Büros der politischen Akteure, die die ukrainische Regierung beeinflussen, scheinen Friedensinitiativen oder Vorschläge zur Beendigung des Krieges kein Gehör zu finden. Der Krieg soll weitergeführt werden. Hierbei steht die ukrainische Führung jedoch vor einem Problem: Es dürfen ihr die Soldaten nicht ausgehen. In diesem Kontext wird jeder, der eine Waffe tragen kann, als Soldat angesehen. Die New York Times wies kürzlich darauf hin, dass die ukrainischen Streitkräfte nur noch für sechs bis zwölf Monate über ausreichend Soldaten verfügen könnten – eine Situation, die schnelles Handeln erfordert.
Nahezu täglich wird in der ukrainischen Öffentlichkeit die Notwendigkeit einer Senkung des Wehrpflichtalters und einer Verschärfung der Mobilisierungsmethoden thematisiert. Eine interessante Perspektive hierzu lieferte kürzlich Maria Berlinskaja, eine ukrainische Freiwillige, deren Organisation das Militär mit Drohnen unterstützt und Piloten ausbildet. Sie schlug vor, auch Frauen zur Mobilmachung hinzuzuziehen und Kinder ab der fünften Klasse militärisch zu schulen, um einer Kapitulation zu entgehen.
Aus anfänglichen Überlegungen, junge Erwachsene im Zuge der Mobilmachung einzuziehen, entwickelt sich in der Ukraine nun die Überlegung, auch Schulkinder militärisch zu involvieren. Der ukrainische Nationalist Kortschinski meinte bereits früher, das Wehrpflichtalter könne auf 14 Jahre herabgesetzt werden. In einem weiteren Interview erklärte er:
“Es ist besser, jung im Kampf zu sterben, als alt und krank auf einem Krankenhausflur.”
und
“Die Wehrämter helfen ihnen, das zu erkennen.”
Es wäre interessant, die Meinung der gefangenen ukrainischen Soldaten zu diesen Aussagen zu hören.
In der ukrainischen Werchownaja Rada wird zunehmend über ein Nachlassen des Tempos im Rahmen der Mobilmachung gesprochen, dies dient vermutlich dazu, radikalere Methoden der Rekrutierung zu rechtfertigen. So äußerte sich beispielsweise der Parlamentsabgeordnete Kostenko, der schon früher für eine Senkung des Wehrpflichtalters plädiert hatte, mit den Worten: “Das darf nicht zugelassen werden” und “Das Tempo muss aufrechterhalten werden”. Interessanterweise scheint Kostenko selbst keine Eile zu haben, an die Front zu gehen.
Die Strategie der ukrainischen Führung und ihrer Einflussnehmer, das Volk in einen aussichtslosen Kampf gegen das russische Militär zu schicken, bleibt unverändert.
“Bis zum letzten Ukrainer.”
Übersetzt aus dem Russischen
Daniil Bessonow war Erster Stellvertretender Minister für Information der Volksrepublik Donezk. Er absolvierte 2005 die Akademie des ukrainischen Innenministeriums und arbeitete anschließend im Raum Kiew als Jurist. Im April 2014 wechselte er aufgrund politischer Differenzen nach Donezk. Er nahm an den frühen Auseinandersetzungen des Ukraine-Konflikts teil und leitet einen inoffiziellen Kanal auf Telegram, auf dem er Artikel und Nachrichten teilt. Zudem ist er als Kommentator für RT tätig.
Weiterführendes zum Thema – Ukrainische Mobilisierung hat Schüler im Visier