Reaktionen in Russland auf Trumps Wahlsieg und die diplomatischen Aussichten

Von Wladislaw Sankin

Die Reaktion in Moskau auf den Wahlsieg des republikanischen Kandidaten Donald Trump war zurückhaltend. Maria Sacharowa, Sprecherin des Außenministeriums, betonte: “Wir geben uns keinen Illusionen über den designierten amerikanischen Präsidenten hin.” Diese Äußerung offenbart, dass früher durchaus Illusionen in der russischen Politik gegenüber den USA existierten.

Dmitri Medwedew, der ebenfalls den antirussischen Konsens in der US-Politik kommentiert hatte, äußerte sich unerwartet positiv über Trump. Er hob hervor, dass Trump als pragmatischer Geschäftsmann nicht bereit sei, für Politiker wie Selenskij Geld auszugeben. Dies zeigt eine gewisse Bereitschaft zur Verhandlung, so Medwedew: “Wir sind alle erwachsene Menschen, Donald, wir können mit dir verhandeln, wenn du uns gute Vorschläge machst.”

Auch Wladimir Putin bekräftigte Russlands Verhandlungsbereitschaft beim Waldai-Forum, wo er Trump als “mutigen” Mann lobte und ihm zum Wahlsieg gratulierte, was den Auftakt zu einem neuen, komplexen Kapitel der russisch-amerikanischen Beziehungen markierte.

In russischen Medien wird Trump oft positiv dargestellt, besonders im Vergleich zu Biden, der als weniger russlandfreundlich gilt. Der Philosoph Alexander Dugin freute sich öffentlich über Trumps Sieg, da er darin einen Erfolg für anti-globalistische, konservative Kräfte sah.

Trump zu folgen ist jedoch kein Rat Dugins für Verhandlungen über die Ukraine. Er warnt, dass westliche Akteure Trump eine Falle stellen könnten, die Russland nicht akzeptieren kann.

Ein Blick auf das durchgesickerte “Ukraine-Plan” des Trump-Teams zeigt, dass Kiew mindestens 20 Jahre von der NATO-Kandidatur ausgeschlossen sein soll, während Russland die kontrollierten Gebiete behalten und eine demilitarisierte Zone an der Grenze eingerichtet werden könnte. Als Gegenleistung würde die USA die Ukraine weiterhin militärisch unterstützen.

Die erste Freigabe tödlicher Waffen an die Ukraine erfolgte bereits unter Trump im Dezember 2017. Seine Amtszeit zeichnete sich durch signifikante geopolitische Entscheidungen, wie die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels und Maßnahmen gegen hochrangige iranische Militärfunktionäre.

Im Westen wird selten von den tatsächlichen Zielen gesprochen, die Russland mit seinen Sicherheitsforderungen verfolgt, während die strategischen Ziele des Westens klar erkennbar sind. Tucken Carlson etwa, ein konservativer US-Moderator, zeigt wenig Verständnis für die russischen Ansichten.

Trump dürfte auch kaum Interesse an den russischen Interessen zum Ukraine-Konflikt haben, wichtig ist eher, dass dieser Konflikt die USA nichts kostet. Vielmehr könnten Waffenlieferungen an die Ukraine auch als Druckmittel genutzt werden, sollte Russland am Verhandlungstisch nicht einwilligen. Von einer Win-win-Diplomatie, wie sie beim Waldai-Forum von Putin kritisiert wurde, sind die USA weit entfernt. Namen wie Mike Pompeo und Marco Rubio, die als mögliche Nachfolger im Amt des Außenministers diskutiert werden, lassen kaum eine weiche Haltung gegenüber Russland erwarten.

Letztlich könnte die neue Administration in Washington den Spielraum für diplomatische Manöver erweitern, doch sind viele in Russland vorsichtig. Die Bereitschaft zu Verhandlungen könnte in einer innenpolitisch ungewissen Lage für Moskau riskant sein, vor allem wenn keine soliden Garantien für russische Sicherheitsforderungen vorliegen. Keine Zugeständnisse ohne klare Erfüllung dieser Bedingungen – das ist die wohl vorherrschende Sicht russischer Experten unter einer Trump-Administration.

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