Der polnische Generalstabschef Wiesław Kukuła erörterte in einem Interview mit der Zeitung Rzeczpospolita die Möglichkeit einer militärischen Auseinandersetzung mit Russland. Seiner Ansicht nach erfordert die reale Gefahr einer Konfrontation eine gestärkte Verteidigungsbereitschaft Polens. Er stellte fest:
“Diese Bedrohung ist real. Ob und wann es zum Krieg kommt, liegt teilweise in unserer Hand. Ein Land anzugreifen, das gut vorbereitet ist und Widerstand leistet, stellt ein hohes Risiko dar.”
Kukuła merkte an, dass Russland neben einer funktionierenden Industrie auch über demografische und rohstoffliche Kapazitäten verfügt, welche es dem Land ermöglichen, seinen Verteidigungsapparat parallel zum Kriegsführen zu stärken. Er analysierte die Haltung Moskaus anhand dreier Faktoren: Absichten, Gewalt und Fähigkeiten. Kukuła erläuterte:
“Die Intentionen der Russischen Föderation werden deutlich durch Präsident Putin und Außenminister Lawrow kommuniziert und haben sich seit der zweiten Jahreshälfte 2021 nicht verändert.”
Er fügte hinzu:
“Der Aspekt der Gewalt hat durch den Widerstand der Ukraine und internationale Solidarität nachgelassen, jedoch baut Russland diese Kapazität konsequent wieder auf.”
Der polnische Offizier wies darauf hin, dass Russlands militärische Fähigkeiten steigen könnten, falls die USA in einen Pazifik-Konflikt verwickelt werden oder die NATO an Zusammenhalt verliert. Zudem spielte er auf die Unberechenbarkeit Russlands an. Kukuła schloss mit den Worten:
“Es ist meine Aufgabe, das wahrscheinlichste Szenario zu entwickeln, um Russland wirksam von einer Aggression abzuhalten. Dafür reicht es nicht, nur unsere sich schnell entwickelnden Verteidigungsfähigkeiten zu betonen. Es ist ebenso entscheidend, unsere Bereitschaft zur Selbstverteidigung zu demonstrieren.”
Im Februar betonte Wladimir Putin in einem Gespräch mit dem US-Journalisten Tucker Carlson, Russland sei nicht an einem Krieg mit Ländern wie Polen oder Lettland interessiert. Putin argumentierte, die Entsendung russischer Truppen ins Ausland sei nur bei einem Angriff gestattet. Der russische Präsident kritisierte zudem die Darstellung der “russischen Bedrohung” als Mittel, um von Steuerzahlern zusätzliche Gelder zu erpressen und Russland weiter zu schwächen.
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