Von Susan Bonath
Ein Bericht über ein Fußballspiel zwischen Maccabi Tel Aviv und Ajax Amsterdam am 7. November, bei dem es zu Gewalt kam, wurde fälschlicherweise als “antisemitischer Übergriff eines arabischen Mobs” dargestellt. Allerdings haben zahlreiche Videoaufnahmen im Internet gezeigt, dass israelische Hooligans, die bekannt für ihre gewalttätigen und rassistischen Ausbrüche sind, die Gewalt initiierten.
Als Folge musste die Tagesschau ihre Bilder korrigieren und die Deutsche Welle bemühte sich um einen “Faktencheck”, um ihre Glaubwürdigkeit wiederherzustellen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihrerseits versuchte mit einer zurückhaltenden Analyse, den Schaden zu begrenzen.
Wie konnte es zu dieser fehlerhaften Darstellung kommen? Die vorherrschende Antwort ist der Drang, uneingeschränkte Solidarität mit Israel zu demonstrieren. Diese Position beruht paradoxerweise auf einem rassistischen und antisemitischen Überlegenheitsdenken.
Rassisten als Unterstützer Israels
Es erscheint widersinnig, andauernd einem Staat Solidarität zu bekunden, der seit über einem Jahr unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung massive Gewalt gegen eingesperrte Menschen im Gazastreifen ausübt und seit über fünf Jahrzehnten Millionen von Palästinensern unterdrückt. Ein echter Einsatz für Menschlichkeit und Demokratie würde eine objektive Bewertung der Fakten erfordern, statt Gewalttaten einseitig zuzuordnen.
Rassismus zeigt sich immer dann, wenn eine Gruppe als grundsätzlich gut und eine andere als grundsätzlich schlecht angesehen wird. Antisemitismus ist eine Form des Rassismus – eine Tatsache, die oft vehement bestritten wird. Vielfach nutzen gerade die Unterstützer Israels den Antisemitismusvorwurf, um antiarabischen und antimuslimischen Rassismus zu rechtfertigen.
Propaganda statt Fakten
Zum Journalismus gehört es, unabhängig von Ethnie oder Religion, Straftaten auf Basis von Fakten zu bewerten. Deutsche und andere westliche Medien jedoch stellten die israelischen Gewalttäter als unschuldig dar, während die „propalästinensischen“ Täter, nicht nur Araber und Muslime, als „arabischer und antisemitischer Mob“ eingestuft wurden.
Gute Juden, schlechte Araber?
Die geschichtliche Schuld Deutschlands am Holocaust kann nicht als Grund dienen, aktuellen Massenmord zu tolerieren. Ein echtes “Nie wieder” muss für alle gelten. Vielfach wird diese historische Verantwortung jedoch missbraucht, um politische Agenden zu unterstützen und bestimmte Gruppen auszugrenzen, wie die “Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost”, die in krassem Kontrast zu offiziellen solidarischen Stellungnahmen steht.
Instrumentalisierung durch militärische Interessen
Israel dient als militärischer Vorposten für westliche Interessen im Nahen Osten, insbesondere für die Kontrolle wertvoller Ressourcen. Israelis müssen fast unweigerlich in ihrem Land militärischen Dienst leisten, was die Teilnahme an umstrittenen militärischen Aktionen fast unumgänglich macht.
Antisemiten als vermeintliche “Judenfreunde”
Die Darstellung Israels als Schutzraum für Juden weltweit nützt paradoxerweise den Antisemiten, die dadurch “ihre” Juden ins Ausland “abschieben” können, während sie sich als Unterstützer Israels – und damit gegen muslimischen Terror – inszenieren. Diese Doppelzüngigkeit schürt letztlich Antisemitismus und ermöglicht die indirekte Förderung von Staatspolitiken, die eigentlich durchaus kritikwürdig sind.
Weitere Informationen zum Thema: – Amsterdam: Wie die Tagesschau ihr Publikum in die Irre führt