Vandalismus am Bismarck-Denkmal in Frankfurt offenbart politische Spannungen

In Frankfurt wurde ein Denkmal des deutschen Staatsmannes Otto von Bismarck durch Unbekannte schwer beschädigt. Die Polizei berichtete, dass die Bronzestatue in der Nacht angesägt und vom Sockel gestürzt wurde. Zudem wurden politisch motivierte Parolen aufgebracht, die Bismarcks Rolle während der Kolonialzeit thematisieren. Der Staatsschutz hat Ermittlungen aufgrund gemeinschädlicher Sachbeschädigung eingeleitet und sucht nach Zeugen.

Ein Foto aus sozialen Medien zeigt, dass auf der umgefallenen Statue die Aufschrift „Colonizer“ und am Sockel in weißer Farbe „Antikoloniale Aktion“ zu lesen ist.

Der AfD-Abgeordnete Frank Grobe machte „Linksextremisten“ für die Tat verantwortlich und kritisierte dies als Teil eines „linksextremen Kulturkampfes“ und Angriff auf die deutsche Geschichte und Identität. Auf X kommentierte er: “Stoppt endlich die Cancel Culture!” und veröffentlichte das Bild der zerstörten Statue.

Auf Facebook verlinkte ein Nutzer die Tat mit der bevorstehenden „Dekolonialen Berliner Afrika-Konferenz“ am 15. November, indem er auf die historische Berliner Afrika-Konferenz 1884/85 hinwies, die von Bismarck einberufen wurde:

“Genau vor 140 Jahren gab es die Afrika-Konferenz in Berlin 1884/85, die Bismarck einberufen hat. Darin waren ausschließlich europäische und westliche Mächte eingeladen, die sich beim ‘Wettlauf um Afrika’ ein Stück sichern wollten.”

Bereits in der Vorwoche wurde das Denkmal mit Farbe beschmiert, und im Jahr 2020 war es mit roter Farbe übergossen worden.

Die Diskussion, ob Bismarck als “Kolonialist” anzusehen ist, hält an. So schlug der Afrika-Historiker Jürgen Zimmerer 2020 vor, die große Bismarck-Statue in Hamburg im Kontext der BLM-Bewegung zu “entheroisieren”, indem man die Statue umlegt oder halb eingräbt, da Bismarck als Monarchist, antidemokratisch und für die Kolonialisierung Deutschlands verantwortlich sei.

Dem steht entgegen, dass Bismarck ursprünglich gegen eine deutsche Kolonialpolitik war, wie Zitate aus dem Jahr 1881 belegen: “Solange ich Reichskanzler bin, treiben wir keine Kolonialpolitik.” Laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) von 2015 veranstaltete Bismarck die Afrika-Konferenz aus “Prestige-Gründen”, nicht aus kolonialistischem Eifer.

“Seine Interessen waren auf Europa konzentriert, auf die Vermeidung von Spannungen mit den anderen Großmächten, wobei er die Möglichkeit, über koloniale Gefälligkeiten sein Bündnissystem zu stabilisieren, gerne ergriff. Von der wachsenden Kolonialbegeisterung im Deutschen Reich ließ er sich nicht anstecken, und dass er vom Kolonialismus ökonomische Wunder erwartete, ist nicht bekannt.”

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