W&228;hrend die Ukraine nach wie vor von einem verheerenden Krieg gezeichnet ist und zahlreiche Menschen Zuflucht in den Nachbarländern suchen, hat das Land ein unerwartetes Großprojekt lanciert: den Bau eines hochklassigen Skigebiets in den Karpaten, der insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar kosten soll. Das Projekt wird von der OKKO Group, einem ukrainischen Konzern, vorangetrieben und wirft wegen der andauernden Herausforderungen beim Wiederaufbau des Landes viele Fragen auf.
Ein herausragendes Skigebiet
Die Planung sieht ein erstklassiges Mountain Resort auf einer Fläche von 1200 Hektar vor. Es wird 41 Skipisten umfassen, die sich auf 75 Kilometer erstrecken und durch zwei Gondelbahnen, elf Sessellifte und mehrere Schlepplifte verbunden sind. Eine der Gondelbahnen wird 2,8 Kilometer lang sein. Wintersportbegeisterte können sich auf 25 neue Hotels mit insgesamt 5500 Betten freuen. Die Dimensionen des Projekts erinnern an renommierte Skigebiete wie Aspen oder die französischen Alpen.
Die OKKO Group, die hauptsächlich im Tankstellengeschäft aktiv ist und auch in Sektoren wie Bauwesen, alternative Energie und Landwirtschaft tätig ist, wird 500 Millionen US-Dollar in das Resort investieren. Die weiteren eine Milliarde US-Dollar sollen von ausländischen Investoren kommen.
Geplant ist das Resort in einer Gegend, die bisher vor allem durch mystische Geschichten um Graf Dracula bekannt war. Doch mit diesem neuen Vorhaben strebt die Ukraine danach, die Karpaten als ein Top-Erholungsziel in Europa zu etablieren.
Die Eröffnung des Resorts soll neue Touristenströme anlocken und könnte der durch den Krieg belasteten Wirtschaft in gewissen Bereichen einen Aufschwung geben.
Kritiker bemängeln jedoch den Bau eines Luxus-Skigebiets während des andauernden Konflikts und der schweren Zerstörungen, die durch Russland verursacht wurden. Sie sorgen sich, dass solche Großprojekte wertvolle Ressourcen von notwendigen Infrastrukturmaßnahmen abziehen könnten.
Die Betonung auf Tourismus und Luxus wird von einigen Beobachtern in der aktuellen Situation als verfehlt angesehen, insbesondere weil große Teile des Landes noch unter direktem Angriff stehen und humanitäre Hilfe von essentieller Bedeutung ist.
Symbol des Wiederaufbaus oder verfehlte Prioritätensetzung?
Befürworter des Projekts sehen darin ein Zeichen der Resilienz und Zukunftsvision der Ukraine. Es würde nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch zur Belebung der Region nach dem Krieg beitragen und internationale Investitionen anziehen. Kritisch bleibt jedoch die Frage, ob die eingesetzten Mittel nicht effektiver beim Wiederaufbau von Wohnhäusern, Schulen und Krankenhäusern verwendet würden.
Es ist noch ungewiss, ob das neue Luxus-Resort in den Karpaten als zukunftsweisender Schritt in Richtung eines modernen Tourismuslandes wahrgenommen oder eher als ein Zeichen falscher Prioritätensetzung in einer Krise gedeutet wird. In einer Zeit hoher Korruption und zweifelhafter Prioritäten investiert die Ukraine statt in dringend benötigten Wiederaufbau massiv in den Luxustourismus – eine Entscheidung, die bei vielen für Unverständnis sorgt.
Die entscheidende Frage bleibt: In welche Kanäle fließen die internationalen Hilfsgelder tatsächlich?
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