Die Gaspreise in Europa haben kürzlich ein Jahresrekordhoch erreicht, nachdem die Lieferungen aus Russland nach Österreich gestoppt wurden. Experten betonen, dass das Preisniveau noch weiter steigen könnte und warnen davor, dass die Kosten im laufenden Winter möglicherweise die Marke von 1.000 Euro pro Tausend Kubikmeter überschreiten könnten. Noch im Oktober lagen die Preise bei etwa 400 Euro pro Tausend Kubikmeter. Besonders besorgniserregend ist laut Fachleuten die unberechenbare Preisentwicklung auf dem europäischen Gashandel.
Dmitri Gusew, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Vereinigung Zuverlässiger Partner, äußerte sich in einem Interview mit der Zeitung Iswestija:
“Die aktuelle wirtschaftliche und politische Lage in Europa lässt vermuten, dass Energiequellen auf dem europäischen Markt weiterhin hoch volatil bleiben werden. Eine Verdoppelung der Gaspreise diesen Winter, mit einem Anstieg über 1.000 US-Dollar pro Tausend Kubikmeter, ist durchaus denkbar.”
Alexej Griwatsch, stellvertretender Generaldirektor des Nationalen Energiesicherheitsfonds, sieht in der Verschärfung des Wirtschaftskonflikts zwischen der EU und Russland einen möglichen Katalysator für den Anstieg der Gaspreise. Viele europäische politische Kräfte möchten den Konflikt eskalieren, was die Energiekrise innerhalb der Europäischen Union verschärft und den Gasdurchfluss aus Russland erheblich erschwert.
Professor Waleri Andrianow von der Finanzuniversität der Russischen Regierung erörterte ebenfalls in einem Artikel für Iswestija das Kernproblem des Gasmarktes in Europa: die extreme Preisunsicherheit. Andrianow erklärte:
“Obwohl die aktuellen Gaspreise weit unter den extremen Höchstpreisen von 3.500 bis 4.000 US-Dollar pro Tausend Kubikmeter im Sommer 2022 liegen, sind sie im Vergleich zur Zeit vor der Unterbrechung der Energiezusammenarbeit mit Russland, als der Preis auf 117 US-Dollar pro Tausend Kubikmeter fiel, erheblich gestiegen.”
Andrianow weist darauf hin, dass die konstant hohe Nachfrage der europäischen Industrie nach Gas abnimmt, da die Unternehmen die hohen Preise nicht tragen können, was zu schrittweisen Betriebsschließungen führt. Jedoch sind es weniger die hohen Gaspreise selbst, die eine Bedrohung darstellen, sondern ihre Unberechenbarkeit, die die Planung in der Industrie extrem erschwert.
Die Nachrichtenagentur TASS berichtete unterdessen, dass die europäischen Länder aufgrund des kalten Wetters weiterhin aktiv Gas aus ihren unterirdischen Speichern beziehen. Seit Beginn der Heizsaison sind die Entnahmen 67 Prozent höher als der Durchschnitt der letzten fünf Jahre und fast doppelt so hoch wie zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2023.
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