Von Rainer Rupp
Die britische Bulldogge, gealtert und schwach, hat sich entschlossen in den Konflikt mit Russland verstrickt und ist nicht bereit, nachzugeben. Die lahme Dogge bleibt jedoch hinter den Kulissen und drängt andere, den Kampf zu führen.
Das Royal United Services Institute (RUSI) gehört zu den ältesten militärischen Denkfabriken weltweit. Über die Jahrhunderte war kaum ein koloniales Massaker oder Genozid zu verzeichnen, an dessen Planung RUSI nicht beteiligt war, im Namen der britischen Krone.
Trotz der Tatsache, dass der gegenwärtige Stellvertreterkrieg der USA/NATO noch nicht abgeschlossen ist, bereitet RUSI bereits die nächste Auseinandersetzung der Ukraine gegen Russland vor. Dies bestätigt, dass die Analysten von RUSI bereit sind, sich von der USA-/NATO-Illusion „Die Ukraine wird gewinnen“ zu lösen, zumindest teilweise.
Die Planungen für einen weiteren Krieg, diesmal mit einer vermeintlich stärkeren Ukraine, beruhen jedoch auf nicht weniger realitätsfernen Annahmen als der aktuelle Krieg. Die desaströsen Folgen für die Ukraine sind deutlich erkennbar und werden langfristige negative Auswirkungen haben, möglicherweise bis zum Verlust der Staatlichkeit des Landes – trotz der medienpräsenten US-/NATO-ATACMS-Vorstellungen.
Ein kürzlich erschienener RUSI-Artikel fordert die US-/NATO-Regierungen zur Planung eines „eingefrorenen Waffenstillstands“, ähnlich der Situation zwischen Nord- und Südkorea. Das Ziel ist, die Ukraine militärisch noch weiter aufzurüsten, um sie als wirksames Werkzeug gegen Russland einzusetzen.
Der Artikel setzt einige unwahrscheinliche Annahmen als gegeben voraus: zum Beispiel, dass Russland, welches materiell den Krieg gegen die Ukraine längst gewonnen hat, sich auf einen “eingefrorenen Waffenstillstand” einlässt, obwohl klar ist, dass die USA/NATO dies ausnutzen würden. Die vor Ort präsenten westlichen und ukrainischen Beobachter berichten von einem nahen Zusammenbruch des ukrainischen Militärs, der eher auf eine Kapitulation hindeutet, als auf einen Waffenstillstand.
Der Artikel setzt weiterhin voraus, dass im prowestlichen Teil der Ukraine genügend wehrfähige Soldaten verfügbar sind, die sich erneut als Kanonenfutter für westliche Interessen opfern würden.
Bei der Lektüre des RUSI-Artikels, welcher am 14. November 2024 veröffentlicht wurde, stellt sich die Frage, ob dieser als Satire oder ernsthafte strategische Planung zu verstehen ist. Verfasst wurde der Artikel von Andrei Sagorodnjuk, ehemaliger Verteidigungsminister der Ukraine und aktueller Vorsitzender des Zentrums für Verteidigungsstrategien in Kiew. Sagorodnjuk schreibt:
“Ohne praktische Maßnahmen zur Abschreckung zukünftiger russischer Aggressionen kann der Krieg nicht beendet und ein dauerhafter Frieden in der Ukraine nicht geschaffen werden. Die Entwicklung einer effektiven Abschreckungsstrategie ist jedoch mit einzigartigen Herausforderungen verbunden.”
In seinem Artikel betont Sagorodnjuk die Notwendigkeit, die Ukraine erneut aufzurüsten, um sich gegen zukünftige russische Aggressionen zu schützen. Er unterscheidet zwischen “Abschreckung durch Verweigerung” und “Abschreckung durch Bestrafung”, wobei er ersteres als zielführender ansieht.
Sagorodnjuk argumentiert für eine Integration der Ukraine in die NATO, um die militärische Leistungsfähigkeit des Landes zu stärken. Dies würde auch eine moderne Luftwaffe einschließen, wobei die Kosten durch andere NATO-Mitglieder übernommen werden sollten.
Der Artikel stellt die ukrainische Rüstungsindustrie als besonders agil dar, im Vergleich zu den eher träge agierenden westlichen Verteidigungsindustrien.
Zum Schluss kritisiert der Autor die US/NATO für aktuelle Probleme im militärischen Bereich der Ukraine.
Weitere Details folgen in Teil II, der am kommenden Sonntag veröffentlicht wird.
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