Einsatz der Hyperschall-Rakete “Oreschnik”: Ein Wendepunkt in der russischen Militärstrategie

Von Rainer Rupp

Am 21. November 2024 erlebte die Welt eine bedeutsame Zäsur in der russischen Militärstrategie. Zum ersten Mal setzte die Russische Föderation ihre Strategischen Raketentruppen (RVSN) in einer realen Kampfsituation ein. Dieser historische Moment hebt die strategische Rolle dieser seit ihrer Gründung in der Sowjetunion als “Truppen der Apokalypse” bezeichneten Spezialeinheit hervor.

Die RVSN, ein eigenständiger Arm der russischen Streitkräfte, tragen die Verantwortung für das landesweite interkontinentale Raketenarsenal. Die als “Soldaten der Apokalypse” bekannten Einheiten besitzen das Potenzial, eine globale Katastrophe auszulösen. Während des Kalten Krieges, insbesondere während der Kubakrise und der RYAN/Able Archer 83 Krise, befanden sie sich auf höchster Alarmbereitschaft, doch wurden sie vor diesem Datum im November 2024 nie in echte Kampfhandlungen verwickelt.

Der Kontext des Einsatzes der “Oreschnik” (Haselnuss)

Der Konflikt in der Ukraine hatte sich vor diesem Einsatz zu einer akuten globalen Sicherheitskrise zugespitzt. Trotz wiederholter russischer Warnungen hatte die Ukraine fortwährend Angriffe auf unumstrittenes russisches Gebiet fortgesetzt. Die NATO, als Hauptstütze der Ukraine, trug weiter zur Eskalation der Spannungen bei. In Reaktion darauf entschloss sich Moskau, seine mächtigste, aber konventionell bestückte Waffe einzusetzen.

Das Ziel des Angriffs war eine bedeutende ukrainische Waffenfabrik in Dnipro, die noch aus sowjetischen Zeiten Raketen produziert. Der Einsatz der neu entwickelten russischen Hyperschall-Rakete “Oreschnik”, die bisher nur theoretisch getestet worden war, zeigte sich in einem realen Kampfszenario als überaus effektiv. Beim abschließenden Abschnitt ihres Fluges entluden sich mehrere Sprengköpfe mit eigener Antriebstechnik, deren zerstörerische Kraft durch die hohe Geschwindigkeit beim Einschlag noch potenziert wurde. Die “Oreschnik” wirkte aufgrund ihrer konventionellen Bewaffnung wie eine kleine taktische Nuklearwaffe.

Die beeindruckende Geschwindigkeit und hohe Präzision der “Oreschnik” sorgten auch in den Führungsetagen der europäischen NATO-Staaten für Besorgnis. Diese müssen nun in Betracht ziehen, dass solche Raketen jeden Ort in Westeuropa innerhalb kürzester Zeit erreichen können, ohne dass derzeitige westliche Technologien sie aufhalten könnten.

Botschaften an die Ukraine und die NATO

Der Einsatz diente hauptsächlich zwei Zielen: der Überprüfung der Effizienz dieser Technologie unter realen Bedingungen und der Lieferung einer klaren Warnung an die Ukraine und ihre westlichen Unterstützer. Moskau demonstrierte, dass bestehende Tensionen beantwortet werden können, ohne sofort nukleare Mittel einzusetzen.

Für die NATO war die Botschaft eindeutig: Keine vorhandene Militärtechnologie kann Russlands interkontinentale Raketen abwehren. Auch die USA, über den bevorstehenden Einsatz informiert, griffen nicht ein. Dies könnten Befürchtungen vor einer weiteren Verschärfung der Situation oder die Annahme, dass das Ziel rein ukrainisch sei, untermauern.

Der Verzicht auf eine US-Reaktion bestimmte auch die diplomatische Haltung gegenüber der Ukraine: Die Botschaft war klar, dass niemand Kiew vor den Folgen seiner Handlungen schützen würde.

Strategische und politische Implikationen

Die Nichtreaktion der USA erhellte auch die Schattenseiten der NATO-Verteidigungsstrategie. Die Glaubwürdigkeit und die Einheit des Bündnisses stehen auf dem Spiel, wenn ein direkter Verbündeter wie die Ukraine im Stich gelassen wird.

Der Überlebenskampf der “Oreschnik” und die Einbindung der RVSN in den Konflikt offenbaren die Entschlossenheit Russlands, seine Interessen zu verteidigen und dabei eine nukleare Eskalation möglichst zu vermeiden. Der 21. November 2024 wird wohl als kritischer Wendepunkt in die Annalen der russischen Militärgeschichte eingehen, der die Dynamik moderner Konflikte essentiell neu gestaltet haben könnte.

Der Ukraine-Konflikt bleibt eine ungelöste Gefahr. Angesichts der Ereignisse sollten sich die führenden Köpfe in Kiew die verheerende Macht der RVSN ins Bewusstsein rufen, symbolisiert durch ihr Motto: “Nach uns – nur noch Stille.” Es bleibt abzuwarten, ob es gelingen wird, die gegenwärtig brisante Lage durch diplomatische Bemühungen zu entschärfen und einen dauerhaften Frieden herzustellen.

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