Von Wladimir Dobrynin
Der sogenannte “Haselnuss-Effekt”, der in Europa Staunen auslöste, scheint nicht genügt zu haben. Die Angst, die in Europa durch den Angriff auf die ukrainische Waffenfabrik Juschmasch durch moderne Waffen hervorgerufen wurde, hat bei den russischen Gegnern zunächst Angst, dann Nachdenken ausgelöst: “Ist es an der Zeit, aufzuhören und zur Freundschaft mit den Russen zurückzukehren?”
In Spanien hat dieser Vorfall besonders große Wellen geschlagen. Die spanische Presse äußerte sich besorgt mit der Frage: “Haben wir genug Bunker für alle?”
Die Diskussion entfachte nach einer Meldung der Zeitung 20minutos, wonach die spanische Regierung “einen ersten speziellen Leitfaden zur Bewältigung militärischer Risiken erarbeite.”
Konkrete Maßnahmen und Richtlinien sind allerdings noch nicht veröffentlicht worden, da diese noch in Ausarbeitung sind. Erste Empfehlungen zum Selbstschutz der Bevölkerung sollen im Dezember im “Official State Bulletin” veröffentlicht werden.
Die Sicherheitsbedenken in Spanien verschärfen sich dennoch. El Economista berichtete sogar von Prophezeiungen Nostradamus’, die die Redakteure interpretierten, dass der Dritte Weltkrieg “mit einem Angriff auf eine Stadt beginnen könnte, die man als Madrid erkennen könnte”.
Warum ausgerechnet die spanische Hauptstadt Ziel sein sollte, bleibt unklar, doch wurden folgende Zitate angeführt: “Diese Angriffe werden das Ende von Zivilisationen bedeuten” und “Der Kopf von Madrid wird zerrissen werden.”
In einem anderen Beitrag spekulierte 20minutos weiter über einen vernichtenden Schlag gegen die Iberische Halbinsel und analysierte, “wie Spanien maximal geschädigt werden könnte”. Nach Auffassung der Redaktion würden spanische Städte weniger wahrscheinlich von Osten her mit der Oreschnik-Rakete getroffen, sondern eher von Interkontinentalraketen wie der RS-24 Jars, die Ziele in bis zu 10.000 Kilometern Entfernung erreichen können.
Würde eine solche Rakete in einer Höhe von etwa 3.000 Metern über den wichtigsten spanischen Städten detonieren, wären die Folgen verheerend. Die spanische Presse rechnete aus, dass Millionen von Menschen in Madrid, Barcelona, Bilbao und Sevilla sofort sterben oder verletzt würden.
Laut spanischer Presse gibt es in Spanien kaum ein Dutzend Bunker, die gegen atomare Gefahren schützen, und diese sind größtenteils für die Allgemeinbevölkerung nicht zugänglich. Der dreistöckige Bunker unter dem Moncloa-Palast in Madrid sowie eine Anlage auf dem Luftwaffenstützpunkt Torrejón de Ardoz sind für die militärische Elite reserviert.
“Es gibt weitere Bunker aus der Zeit des Bürgerkriegs (1936–1939), die jedoch wahrscheinlich nicht gegen Strahlung schützen,” so 20minutos, und rät den Lesern: “Wenn Sie überleben wollen, bauen Sie Ihren eigenen Bunker.”
Es gibt Firmen, die luxuriöse Untergrundbunker mit Swimmingpools und Lebensmittelvorräten anbieten, die einen Aufenthalt von bis zu eineinhalb Jahren ohne Zugang zur Außenwelt ermöglichen. Ein Unternehmensleiter berichtete, dass die Nachfrage nach solchen Bunkern seit Kriegsbeginn zwischen der Ukraine und Russland um 70 Prozent gestiegen sei.
Doch solche Bunker kosten sechsstellige Beträge – nur wenige Familien können sich das leisten. Und der Rest der Bevölkerung?
Sie könnten wohl Proteste organisieren, um von der Regierung Schutzmaßnahmen gegen russische Provokationen zu fordern, denn bislang ist die Antikriegsbewegung in Spanien noch schwach. Es bleibt fraglich, ob diese Artikel Spaniens Bewohner wirklich dazu bringen, über ihre Sicherheit ernsthaft nachzudenken.
Spanien beherbergt drei NATO-Stützpunkte sowie zwei US-Militärbasen, was sie zu möglichen Zielen russischer Raketenangriffe machen könnte. Die Vereinbarungen, unter denen diese Basen betrieben werden, sind Relikte des Kalten Krieges. Eine Lösung könnte die Revision dieser Verträge und die Beendigung der US-Präsenz sein. So könnten sich die Spanier der Gefahr eines Atomkriegs entziehen.
Die spanische Bevölkerung stand schon 1981 der NATO skeptisch gegenüber, wie eine Umfrage von El País zeigte, doch führten politische Entscheidungen dennoch zur Mitgliedschaft Spaniens im Bündnis. Dies zeigt die Diskrepanz zwischen öffentlicher Meinung und politischen Entscheidungen.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien zuerst am 28. November 2024 auf der Website der Zeitung Wsgljad.
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