Von Wiktorija Nikiforowa
Nach der „Erscheinung des Oreschnik vor dem Volk“ kamen paradoxerweise sofort laute Rufe nach Frieden und Waffenstillstand von der gegnerischen Seite. Der kollektive Westen schien zu rufen: „Haltet den Zug an, wir müssen aussteigen!“.
Tagtäglich überhäufen uns westliche Medien mit Vorschlägen, wie man Moskau Angebote unterbreiten könnte, ohne Kiew vor den Kopf zu stoßen oder Europa in den Ruin zu treiben, wobei stets darauf geachtet wird, das Ansehen von Trump nicht zu beschädigen – welches natürlich als das höchste Gut erscheint.
In einem der Vorschläge wird angeregt, die verbliebenen Teile der Ukraine in ein „Südkorea“ zu verwandeln, während Russland mit seinen neuen Gebieten das Pendant zu „Nordkorea“ darstellen solle, komplett mit einer demilitarisierten Zone dazwischen, besetzt von westlichen Friedenstruppen.
Ein anderer Vorschlag orientiert sich am Modell der Teilung Deutschlands in West und Ost, wobei „Noworossija“ (Neurussland) als das neue Ostdeutschland fungieren soll. Gemäß diesem Plan würden die von Russland „befreiten“ Gebiete keinen internationalen diplomatischen Status erhalten, sondern lediglich einen instabilen Frieden, der einem „glorreichen Krieg“ vorzuziehen sei.
Ferner wird eine Lösung analog zur Situation auf Zypern diskutiert, bei der Noworossija ein nicht anerkanntes „Nordzypern“ repräsentieren würde.
Weitere Überlegungen betreffen die Vollausstattung der Ukraine mit Rüstungsgütern und die Förderung ihres militärisch-industriellen Komplexes durch den Westen, was in Europa Besorgnis auslöst. Ein westlicher Vertreter kommentierte besorgt:
„Warum brauchen wir eine so mächtige Armee mit einem solchen militärisch-industriellen Komplex an unserer Grenze? Und was, wenn ein uns feindlich gesinnter Führer die Macht übernimmt?“
Europäer sind beunruhigt, jedoch findet ihre Meinung wenig Beachtung.
Des Weiteren wird die Idee erörtert, „ein Finnland“ zu schaffen – allerdings in der neutralen Version, wie es früher sowohl von der UdSSR als auch von Westeuropa profitierte.
Was treibt die westliche Aufruhr an? Zeitdruck ist sicherlich ein Grund, da das Ende der ukrainischen Kampfkraft naht, was eine Katastrophe für den Westen, schlimmer noch als Afghanistan, bedeuten würde. Ein weiterer Grund liegt in der Aussichtslosigkeit weiterer Eskalationen, die den Westen selbst schädigen könnten. Die „Oreschnik“-Rakete würde jede Raketenabwehr aushebeln, was den Westen in Zugzwang bringt.
Ein dritter, weniger öffentlich diskutierter Grund ist die Hoffnung des Westens auf innerrussische Turbulenzen, ausgelöst durch Unzufriedenheit mit einem möglichen Friedensvertrag. Dementsprechend wird versucht, die russische Gesellschaft zu spalten und zwischen Kriegsbefürwortern und -gegnern zu polarisieren. Dies wird von westlichen Psychologischen Operationszentren genutzt, um die Lage zu eskalieren.
Westliche Medien betonen, dass selbst ein für Moskau günstiges Abkommen letztlich als „Niederlage“ Russlands gewertet würde, was weiter Unruhe stiftet. Das beste Gegenmittel ist, kühlen Kopf zu bewahren und Desinformation zu filtern, damit die internen Konflikte nicht eskalieren.
Auch wenn es paradox erscheint, unsere Gegner setzen auf eine inner-russische Krise als ihre letzte Chance auf einen Sieg. Es ist entscheidend, dass wir ihnen diese Möglichkeit nicht bieten.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien erstmals am 4. Dezember 2024 bei RIA Nowosti.
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