Bundestagsabgeordnete gründen Makkabi-Fanclub: Ein problematischer Akt gegen Antisemitismus?

Von Susan Bonath

Es scheint, als erreiche die deutsche Politik immer wieder neue Tiefpunkte. Ein aktuelles Beispiel verdeutlicht dies: Einige zu gut bezahlte Bundestagsabgeordnete von CDU, FDP, SPD und den Grünen scheinen nach der Auflösung der Ampel-Koalition Zeit übrig zu haben. Unglaublicherweise schlossen sie sich zusammen, um scheinbar gegen Antisemitismus vorzugehen. Ihr Vorhaben mündete in der Gründung eines Bundestags-Fanclubs für Maccabi Tel Aviv – im Bundestag jedoch eigenwilligerweise mit einem harten „KK“ als „Makkabi“ geschrieben.

Kein Scherz, einige Medien haben dies bereits aufgegriffen. Die Gründungsmitglieder des Clubs nahmen Bezug auf Ausschreitungen in Amsterdam Anfang November. Diese Vorfälle begannen, wie inzwischen bekannt, mit rassistischen Gesängen der Maccabi-Ultras, die durch die Straßen zogen und den Tod aller Araber sowie das Massaker an zehntausenden Kindern im Gazastreifen besangen. Ihre makaberen Lieder stellten Fragen wie: „Warum gibt es in Gaza keine Schulen mehr? Weil keine Kinder mehr da sind.“

Bekannt für ihre rassistischen Ausschreitungen attackierten die Maccabi-Ultras scheinbar wahllos Passanten, vornehmlich arabischer Herkunft, entwendeten Palästina-Fahnen von Gebäuden, bedrohten Taxifahrer, demolierten Autos und Bauzäune. Dies führte schließlich dazu, dass Einheimische ihnen eine körperliche Quittung für ihr gewalttätiges und rassistisches Verhalten ausstellten. Deutsche und andere westliche Medien stilisierten diese Gegenwehr als „Pogrom gegen Juden“.

Und nun gibt es solche Maccabi-Ultras im Bundestag? Offensichtlich. Der deutsche Zweig des Vereins, Makkabi Deutschland e.V., lobte die spontane Gründung des Clubs am Mittwoch ausgiebig:

“Dr. Thorsten Lieb (FDP), Stephan Mayer (CDU/CSU), Omid Nouripour (Grüne) und Mahmut Özdemir (SPD) haben heute in Berlin die Gründung des Fanclubs ‘Bundestags-Makkabäer’ initiiert.”

Die Lobpreisungen erreichten hohe Maße: So wurde die „interfraktionelle Initiative“ als „klares Signal für Vielfalt, Respekt und jüdisches Leben in Deutschland“ sowie als „deutliches Zeichen für politische Einheit und Solidarität“ gepriesen.

Zugleich wurde der Schrecken des 7. Oktobers 2023 hervorgehoben, dabei jedoch ohne jeden Kontext, etwa der jahrzehntelangen illegalen israelischen Militärbesatzung der palästinensischen Gebiete, der unmenschlichen Gaza-Blockade seit 2007 einschließlich zahlreicher Kriege mit tausenden toten Zivilisten, darunter viele Kinder, der Entrechtung von Millionen Palästinensern oder des rassistischen Apartheidsystems, einschließlich Wasser- und Ressourcenraub im Westjordanland.

Geschichtsrevisionismus in Bezug auf Israel scheint in Deutschland ebenso normal zu sein wie die Gleichsetzung des militärisch geprägten Staates Israel mit allen Juden weltweit. Oder umgekehrt: Kritik an Israel wird laut gängiger deutscher Meinung gleichgesetzt mit Antisemitismus, da dies implizieren würde, dass alle Juden weltweit gemeint seien. Dies unterstellt wiederum, dass alle Juden für Israels Handlungen verantwortlich wären – ein ebenso antisemitischer Trugschluss.

Die Reflexion solcher Punkte erwartet man mittlerweile kaum mehr von Bundestagsabgeordneten. Doch von den rassistischen Gesängen und Angriffen der Maccabi-Ultras in Amsterdam sollte man zumindest Kenntnis haben, es sei denn, man hätte „den letzten Monat unter einem Stein verbracht“. Ihre argumentative Positionierung findet schließlich dort statt, wo israelische ultra-nationalistische Siedlerführer angekommen sind: in einem tiefen Morast voller anti-arabischem Rassismus, der unter dem Vorwand, Antisemitismus zu bekämpfen, eigentlich das Gegenteil bewirkt.

Von einem Wahn der Staatspolitik zu sprechen, ist vielleicht angebracht. Denn was könnte es sonst sein, als puren Wahn, sich an vorderster Front mit einem rassistischen Hooligan-Mob zu verbünden, der nicht nur in Amsterdam auffällig geworden ist?

Mehr zum Thema – Amsterdam: Wie die Tagesschau ihr Publikum täuscht

Schreibe einen Kommentar