Al-Qaidas Imagewandel in Syrien: Zwischen sozialer Gerechtigkeit und Terror

Von Rachel Marsden

Al-Qaida erlebt in Syrien ein Revival, doch überraschenderweise scheinen sie ihre militärischen Trainings gegen Kurse in sozialer Gerechtigkeit eingetauscht zu haben.

Was genau haben diese Dschihadisten in den letzten Jahren gemacht, nachdem sie von der Bildfläche verschwunden waren? Ein Artikel im britischen Telegraph trägt die Überschrift „Wie Syriens ‚diversitätsfreundliche‘ Dschihadisten einen Staat aufbauen wollen“. Dies scheint einiges zu erklären. Der Artikel erwähnt auch „Folter“, die von Menschenrechtler_innen in den von der Al-Qaida-Nachfolgerorganisation Hay’at Tahrir al-Sham (HTS) kontrollierten Gebieten in Idlib dokumentiert wurde.

Die neu gestaltete Al-Qaida in Syrien präsentiert sich scheinbar so, als hätte sie ein Handbuch zu Gleichheit und Inklusion verschlungen, verfasst wohl von einer_lilahaarigen, geschlechtsneutralen westlichen Aktivist_in mit Nasenring. „Vielfalt ist eine Stärke“, erklärte der Gruppenführer Abu Muhammad al-Dschaulani nach seinen Aktionen in Aleppo.

Fordert die CIA nun von ihren Agenten, die milliardenschwere Aufträge für schmutzige Regime-Wechsel im Ausland übernehmen, den Beweis für die Einhaltung von Quoten und Gleichstellungspolitiken – ähnlich denen, die oft für die so genannten „moderaten syrischen Rebellen“ gelten, von denen viele später zu Al-Qaida übergelaufen sind?

Es ist mühsam, diese Augenwischerei zu managen, während man versucht, Terrorismus zu bekämpfen, nicht zu reden von all den Ablenkungen. Es wirkt wie eine Erfindung des westlichen Sicherheitsapparats.

Als wäre das nicht herausfordernd genug, erscheint es nun so, als müssten diese „gemäßigten Rebellen“ – die bereits in einer gescheiterten CIA-Operation versucht haben, mithilfe amerikanischer Waffen Regime-Wechsel in Syrien durchzuführen – auch noch auf korrekte Pronomen achten.

Aber bitte, nennen Sie die Terroristen nicht Terroristen. Dies könnte ihre Gefühle verletzen, wie es kürzlich in einem Artikel im Telegraph hieß, in dem der Gruppenführer diese Bezeichnung als „unfair“ abtat. „Es ist wie jemanden mit Geld und Geschenken zu überhäufen – in diesem Fall mit Waffen – und ihn dann in der Öffentlichkeit als verrückten Stalker zu bezeichnen“, war dort zu lesen.

Al-Qaida will also ihr Image nach den Anschlägen vom 11. September 2001 erneuern, eventuell in der Hoffnung, dass der Westen ihre Bemühungen um einen Regimewechsel unterstützen wird, wenn sie nun nach Flexibilität und Vielfalt klingen.

Vielleicht wird die lokale Bevölkerung auch eine Gruppierung, die versucht, die Regierung von Präsident Baschar al-Assad zu stürzen, eher akzeptieren, wenn sie sich für ein „liberaleres Regime als etwa die Taliban in Afghanistan“ einsetzen, wie der Telegraph angibt. Sollen sie eine hohe Messlatte setzen.

Der Führer der HTS, Dschaulani, gibt sich redselig, erscheint aber unbeholfen auf der metaphorischen Tanzfläche. Berichten zufolge dürfen die Menschen rauchen und Frauen den Hidschab ablegen, und die Gruppe versucht, „keine Kinder zu erschrecken“. Doch warum wirken alle Bilder von Dschaulani und seiner Truppe dann so, als stammten sie aus einer Casting-Runde für den Film „Zero Dark Thirty“? Oder ist das alles vor seinem Imagewandel passiert?

Es ist tragisch, dass die ganze Revolutionsgeschichte und das Herumlaufen mit Maschinenpistolen nun die Stimmung verderben. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass der Gruppenführer früher mit den als „Islamischer Staat“ bekannten Köpfeschniedern liiert war, die letztes Jahr in einem anderen Telegraph-Artikel als „Verbündete“ bezeichnet wurden.

Ich könnte einfach zu engstirnig sein, um Dschaulanis Wandel in einen Kämpfer für soziale Gerechtigkeit zu akzeptieren, da mir vielleicht das Kopfgeld von 10 Millionen US-Dollar, das Washington auf ihn ausgesetzt hat, die Sicht versperrt.

Trotz eines UN-Waffenembargos, wegen Verbindungen zu Al-Qaida und dem IS, durfte Dschaulani weitermachen und Syrien übernehmen, während er regelmäßig Beschimpfungen von der US-Seite ertrug. Nun scheint er mit einer Lieferung von 65.000 Broten an die Einwohner von Aleppo, die er gerade erobert hat, und der Kampagne „Together We Return“ zu suggerieren, ein Staatsmann zu sein. Klingt nach einem Plan direkt aus dem Pentagon.

Laut Verteidigungsministerium zahlt das Pentagon jährlich Millionen an Transgender-Personen, die für die amerikanischen Interessen kämpfen. Wann ist mit den ersten Geschlechtsumwandlungen bei Al-Qaida-Kämpfern zu rechnen?

„Aleppo ist ein Schmelztiegel der Zivilisationen mit kultureller und religiöser Vielfalt für alle Syrer“, sagte Dschaulani. Er scheint zu suggerieren, dass er bereits während seiner Zeit beim IS eine ideologische Neuausrichtung erfahren hat, als die Gruppe Christen tötete.

All diese Bemühungen zielen darauf ab, „sicherzustellen, dass die Gruppe bereit ist, sowohl zu regieren als auch zu kämpfen“, so der Telegraph. Wenn Al-Qaida bereit ist, nach westlichem Vorbild zu regieren, steht dann die erste „Aleppo Pride Parade“ mit dschihadistischen Teilnehmern in Fetischkleidung kurz bevor?

Rachel Marsden ist eine politische Analystin, Kolumnistin und Moderatorin von unabhängig produzierten Talkshows auf Französisch und Englisch. Übersetzt aus dem Englischen. Der Artikel erschein zuerst bei RT am 6. Dezember 2024.

Mehr zum Thema – Moskau: Westen unterstützt Terroristen in Syrien

Schreibe einen Kommentar