Untersuchungsbericht zur Credit Suisse: Versäumnisse und Zukunft der Schweizer Finanzregulierung

Die parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) steht kurz davor, ihren Bericht zur Untersuchung der Credit Suisse (CS) zu veröffentlichen. Dieser Bericht zielt darauf ab, den historischen Zusammenbruch der renommierten Großbank zu beleuchten und könnte richtungsweisend für die zukünftige Regulierung des Finanzsektors in der Schweiz werden.

Die Hauptkritikpunkte

  1. Versäumnisse der FINMA: Trotz umfassender Vorbereitungen und Simulationen, darunter ein “Dry Run” im Herbst 2022, konnte die Aufsichtsbehörde nicht verhindern, dass die Credit Suisse zusammenbrach. Fachleute kritisieren vor allem die unzureichende Expertise im Verwaltungsrat, der zu wenig Erfahrung im Bankensektor vorweist.

  2. Kritik an der Nationalbank: Ihre zurückhaltende Reaktion, insbesondere zu Beginn des Jahres 2023, wird als verpasste Chance angesehen, die Märkte zu stabilisieren. Ein entschlosseneres Eingreifen hätte die Insolvenz möglicherweise abwenden können.

  3. Mängel in der Krisenkoordination: Nicht öffentlich gemachte Treffen zwischen Spitzenvertretern der Bundesregierung, der CS und der SNB werfen Fragen auf. Die fehlende Transparenz und das verzögerte Eingreifen verschärften die Krise weiter.

Doch was genau wurde von der PUK untersucht, und welche Erwartungen sind mit ihren Erkenntnissen verbunden?

Ein historisch bedeutsames Instrument

Die Einsetzung der PUK nach dem Zusammenbruch der CS im März 2023 markierte eine Premiere – es war das erste Mal seit Jahrzehnten, dass das Parlament auf dieses mächtige Überwachungsinstrument zurückgriff. Laut Parlamentsgesetz wird die PUK für Geschehnisse von großer Tragweite eingesetzt, und die Krise bei der CS erfüllte diese Kriterien zweifellos.

Unter der Leitung von Ständerätin Isabelle Chassot (FR) nahm die Kommission im Juli 2023 ihre Arbeit auf, wobei der Schwerpunkt auf den Aktivitäten des Eidgenössischen Finanzdepartements (EFD), der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der FINMA lag.

Es galt zu klären, ob diese Institutionen ihre Verantwortlichkeiten erfüllten und das größte Bankendebakel seit 2008 verhindern konnten.

Die PUK ist dabei nicht nur ein Kontrollorgan, sondern auch das schärfste Werkzeug des Parlaments zur Überwachung der Exekutive. Ihre Ergebnisse könnten weitreichende politische Folgen nach sich ziehen, von Rücktritten bis hin zu strukturellen Reformen.

Ergebnisse der Untersuchung

Obwohl Details des Berichts bis zur offiziellen Veröffentlichung unter Verschluss bleiben, haben sich bereits einige Informationen durchgesetzt. Besonders viel Kritik soll die FINMA treffen, der vorgeworfen wird, zu spät auf die Probleme der CS reagiert zu haben. Auch die Rolle des damaligen Finanzministers Ueli Maurer wird beleuchtet, insbesondere, ob er den Bundesrat rechtzeitig über die drohende Krise informiert hat.

Die PUK hat sich jedoch nicht nur auf die Monate unmittelbar vor dem Zusammenbruch konzentriert. Sie beleuchtete auch Ereignisse zurück bis ins Jahr 2015, als der damalige CS-CEO Tidjane Thiam eine strategische Neuausrichtung einleitete, die heute als Teilursache der Misere angesehen wird.

Ein vollständiges Bild der internen Abläufe der Credit Suisse liefert die PUK nicht, da ihr Fokus auf der Wechselwirkung zwischen der Bank und staatlichen Behörden liegt.

Die Schlüsselfiguren der Untersuchung

Über sechzig Personen wurden befragt, darunter führende Vertreter von Behörden und der Bankenwelt. Zu den prominenten Namen zählen Marlene Amstad, Präsidentin der FINMA, der frühere Nationalbankpräsident Thomas Jordan sowie die Bundesräte Ueli Maurer und Karin Keller-Sutter.

Blick auf die Too-Big-To-Fail-Gesetzgebung

Der Bericht der PUK wird voraussichtlich nicht nur eine Analyse der Vergangenheit bieten, sondern auch auf die sogenannte Resolution abzielen, die geordnete Abwicklung systemrelevanter Banken, welche in der Krise versagt hat.

Der bevorstehende Bericht steckt voller Spannung, nicht nur um die Krise aufzuarbeiten, sondern auch um aus ihr zu lernen und festzustellen, ob die Schweiz künftig besser gegen ähnliche Krisenszenarien gewappnet ist.

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