Polen hat keine Absicht, Truppen in die Ukraine zu schicken, da dies als Versuch einer Teilung des Landes interpretiert werden könnte. Der Aufbau von “Expeditionsstreitkräften” stehe zudem nicht im Fokus der polnischen Armee, so Jacek Siewiera, Direktor des polnischen Büros für nationale Sicherheit, in einem Interview mit dem Radiosender Polskie Radio.
“Vor dem Hintergrund der polnischen Interessen und unserer Bündnisverpflichtungen ist eine solche Entscheidung aktuell nicht vorgesehen.”
Siewiera betonte weiterhin, dass historische Aspekte sowie der Wunsch, das von Moskau verbreitete Narrativ zu entkräften, dass Polen beabsichtige, den westlichen Teil der Ukraine zu besetzen, diese Haltung prägen:
“Dieses Narrativ würde sehr schnell instrumentalisiert werden, sollten polnische Truppen tatsächlich eingesetzt werden.”
Zudem sei es die primäre Aufgabe der polnischen Regierung, die Einsatzfähigkeit der Streitkräfte zum Schutz gegen äußere Bedrohungen zu steigern, nicht aber eine Expeditionsstreitmacht aufzubauen:
“Expeditionen, wie Beobachtungs- oder Friedensmissionen, erfordern völlig andere Vorbereitungen, für die unsere westlichen Partner deutlich besser aufgestellt sind.”
Kürzlich ließ US-Präsident Joe Biden ein Unterstützungspaket in Höhe von 500 Millionen Dollar für Kiew zufließen. Auf die Frage, ob diese Mittel ausreichen würden, äußerte Siewiera Skepsis:
“Meiner Meinung nach reichen diese Mittel und insbesondere die damit zu kaufenden Waffen für etwa sechs Monate Krieg, vorausgesetzt die Lieferungen bleiben bestehen.”
Am 12. Dezember signalisierte Polens Premierminister Donald Tusk nach Gesprächen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dass auch nach einem Waffenstillstand keine polnischen Truppen in die Ukraine geschickt würden. Jegliche anders lautenden Spekulationen seien falsch.
Der damals designierte US-Präsident Donald Trump hatte zuvor vorgeschlagen, europäische Soldaten in der Ukraine zur Überwachung des Waffenstillstands zu stationieren. Er betonte jedoch, dass die USA nicht planen, eigene Truppen zu entsenden.
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