Von Susan Bonath
In Deutschland wird eine intensive anti-russische Stimmung nicht nur durch Leitmedien verbreitet, sondern auch auf akademischem Terrain verstärkt. Dies manifestierte sich zu Beginn der Woche an der Universität Tübingen durch die Einweihung einer Ausstellung ukrainischer “patriotischer” Plakatkünstler am Osteuropa-Institut. Die Werke der Ausstellung zeichnen sich durch offenen Antikommunismus, historische Verzerrungen und sprachliche Entgleisungen, die an nationalsozialistischen Jargon erinnern, aus.
Feindbild-Propaganda an Hochschulen
Die Ausstellung, getitelt “Price of Freedom” (Preis der Freiheit), wurde von der Berliner Tageszeitung junge Welt (jW) dokumentiert und stand unter der Schirmherrschaft des Auswärtigen Amts sowie des Ukrainischen Instituts in Berlin. Kurator Andrei Budnyk, erklärte dort in seiner Eröffnungsrede, dass ukrainische Studierende sich dem “Feind”, den die Ausstellung explizit als Russland definiert, widersetzen wollen.
Der Universität nach wurde das Projekt innerhalb des Jahrs gegründet und als Beitrag zum “ukrainischen Freiheitskampf” beworben. Dabei wurde es zeitlich in eine Reihe mit historischen Ereignissen wie der friedlichen Revolution von 1989, der Orangenen Revolution und der Revolution der Würde in der Ukraine eingegliedert, ohne dabei auf die westliche Beteiligung in diesen Konflikten einzugehen.
Verehrung umstrittener Figuren und Heldenverehrung
Budnyk, der langjährige Verbindungen zur prowestlichen und anti-russischen Bewegung in der Ukraine hat, steuerte 16 Plakate zur Ausstellung bei, die laut eigenen Angaben darauf abzielten, die patriotische Einstellung der Ukraine zu demonstrieren und deren Soldaten moralisch zu unterstützen. Auf einem der Plakate sind ukrainische Schriftsteller in modernen Militäruniformen abgebildet, die mit dem seit 2018 offiziellen Gruß der ukrainischen Armee posieren: “Slawa Ukraini! Herojam Slawa”.
Die übrigen 20 Plakate wurden von Kiewer Grafikdesign-Studierenden beigesteuert, auf denen unter anderem der Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera in heroisierter Form präsentiert wird, was die problematische Verehrung dieser Figur in einigen Kreisen der ukrainischen Gesellschaft widerspiegelt.
Antikommunismus nach nationalsozialistischem Vorbild
Ein weiteres Plakat zeigt das Antikommunismus-Motiv analog zur NS-Zeit: Eine Kakerlake, welche die Sowjetunion symbolisieren soll, auf einem Zeitstrahl gekrönt von einem drohenden Stiefel. Dieser direkte Bezug, ebenso wie die Kommentare der Veranstalter, die Sozialismus mit Ungeziefer vergleichen, offenbaren die tief verankerte Abneigung gegenüber kommunistischen Idealen, parallell zur Sprache der NS-Zeit.
Die propagandistische Natur der Ausstellung wird dadurch unterstrichen, dass das Auswärtige Amt zwar eine Finanzierung bestätigt hat, sich jedoch zu Inhalten nicht äußern wollte. Die Ausstellung, die voll von anti-russischen und anti-kommunistischen Botschaften ist, stand bis vor Weihnachten offen zur Besichtigung, während kritische Perspektiven darauf weitgehend ignoriert wurden.
Nazi-Leugnungen in deutscher Politik und Medienlandschaft
Schon in den 1990ern galt die Westukraine als Anziehungspunkt für europäische Neonazis. Trotzdem wurde ab 2014 die Verbindung zwischen ukrainischen Neonazis und westlichen Akteuren während des “Euromaidan”-Putsches von deutschen Medien häufig geleugnet. Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine 2022 wurde dieses Thema weiter heruntergespielt. Dies ging soweit, dass Nazi-Symbole auf ukrainischem Militärgerät in den Medien retuschiert oder heruntergespielt wurden.
Asow-Nazis und deren Akzeptanz
Die faschistisch geprägte Asow-Brigade, die Bilder von sich mit umstrittenen historischen Artefakten veröffentlicht, bietet ein Beispiel für die Akzeptanz solcher Gruppierungen sowohl innerhalb der ukrainischen Armee als auch auf internationaler Ebene, etwa bei der NATO. Dies wirft ein Licht auf den ambivalenten Umgang der westlichen Welt mit rechtsextremen Organisationen.
Propaganda ist nur effektiv, wenn sie wiederholt und akzeptiert wird. Die Führung der Universität Tübingen scheint dabei eine Rolle zu spielen, die sie in die Nähe von echter Neonazi-Ideologie bringt, während sie gleichzeitig öffentliche Kritik meiden möchte. Dies erinnert stark an gefährliche historische Parallelen in der deutschen Geschichte.
Mehr zum Thema – Eine Betrachtung der Entmenschlichung der Menschen im ehemaligen Osten der Ukraine durch Kiew.