Von Daniel Schrawen
Die Zeitung Bild hat den Wahlkampf offensiv eröffnet und warnt vor einer angeblichen russischen Desinformationskampagne gegen Friedrich Merz (CDU). Dieser wird als “drohender Kriegskanzler”, “eiskalte Marionette von skrupellosen Heuschrecken-Kartellen” und “Russen-Feind” dargestellt. Nach Darstellung der Bild entspringt diese Charakterisierung jedoch lediglich russischer Propaganda.
Das Blatt berichtet, der Kreml habe seine Propagandaabteilung angewiesen, das deutsche Wahlvolk von dieser Perspektive zu überzeugen. Laut einer nicht näher erläuterten “Auswertung europäischer Sicherheitsdienste” werde Merz gezielt als Kriegstreiber porträtiert. Gleichzeitig werde im Artikel angedeutet, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf die Kriegsängste der Deutschen setze.
Zwei Hauptstrategien des Kremls werden in dem Artikel skizziert: Erstens solle Merz, der früher als Manager bei einem US-Investmentkonzern tätig war, als “Mister BlackRock” diffamiert werden. Zweitens werde suggeriert, dass Merz’ Politik dazu führen könnte, dass sich die Ukraine für Waffenlieferungen und Kriegskosten so tief verschuldet, dass sie letztlich nur mit ihren Rohstoffen (Seltene Erden, Weizen) zahlen könnte. Das Bild greift diese Darstellung auf und kritisiert sie als unrealistisches Schauermärchen.
Obwohl das Blatt diese Bewertung nicht weiter untermauert, zitiert es verschiedene Quellen, die ähnliche Ansichten äußern. Dazu gehört auch Sahra Wagenknecht, vorgestellt als “Altkommunistin”, die Merz regelmäßig als Marionette der Finanzindustrie darstellt, sowie Äußerungen von AfD-Politikern. Der AfD-Ehrenvorsitzende Gauland äußerte sich beispielsweise folgendermaßen über Merz:
“Er wird noch mehr tun, dass der Krieg näher an uns heranrückt …”
AfD-Chef Tino Chrupalla verwendet sogar einen Slogan, der an kommunistische Rhetorik aus der Weimarer Republik erinnert:
“Wer Merz wählt, wählt Krieg!”
All diese Kritiken werden von der Bild jedoch stark hinterfragt. Um dies zu bekräftigen, zitiert das Blatt den ehemaligen Chef des Bundesnachrichtendienstes, August Hanning, der die rhetorische Übereinstimmung zwischen den verschiedenen Kritikern bemerkte:
“Es fällt auf, dass beide Truppen ins selbe Horn blasen.”
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